Den Papa darf man lieb haben

Vor ein paar Tagen stieß ich auf dieses Bild und merkte, wie ich unbewusst nickend zustimmte.

Jaaaaa, tatsächlich bringt keiner mich so schnell auf die Palme wie er. Jaaaaa, bis heute leistet er sich Dinge, die mich an den Rande des Wahnsinns treiben.

Vieles von dem was er tut und wie er es tut, sind für mich absolut nicht nachvollziehbar. Immer wieder frage ich mich, wie er sich so weit weg von mir entwickeln konnte, waren wir doch mal bei so vielen Dingen gleicher Meinung.

Ich hätte allen Grund ihn zu hassen, weil er sich schon so viel geleistet hat. Ich kann meine Tränen nicht zählen, die ich wegen seinen Taten vergossen habe.

Ja, erst heute Abend habe ich ihn verflucht, weil er die Kinder fast 1 h im Auto schlafen hat lassen, als sie 18 Uhr hier ankamen. Kniffel und Tiptoi nach 20.30 Uhr standen heute wirklich nicht mehr auf der Agenda.

Morgen werden sie müde sein, wenn ich sie wecke. Genügend Schlaf hätte ihnen mehr als gut getan, sind sie doch beide etwas angeschlagen.

Ja, ich schüttle immer wieder verständnislos den Kopf, wenn ich die mitgegebenen Kleider unbenutzt in den Schrank räumen muss.

Bei Papa läuft alles anders. Denn er ist der Papa und eben nicht ich.

Meine Jungs lieben ihren Papa und das dürfen sie auch. Sollen sie sogar!

Wenn mein Sohn fragt: „Wann ist eigentlich mal wieder Papawochenende?“

Dann weiss ich, dass er ihm fehlt. Diesmal komme es ihm besonders lang vor sagte er. So etwas schreibe ich ihm dann tatsächlich auch mal zwischendurch.

Weil ich weiss, dass er sich darüber freut. Und weil ich einfach ich bin.

Ich kann ihn nicht hassen und habe es wohl noch nie wirklich getan, egal an welchem Punkt ich war.

Er lebt sein Leben, so wie er möchte. Das darf er. Und soll er. Ich bin erleichtert, dass ich mich darüber nicht mehr so aufregen muss wie damals in der Beziehung.

Ich gebe zu, dass es nicht leicht ist, die eigenen Gefühle den Kindern nicht zu zeigen und sie von manchen Dingen fernzuhalten. Ob es um Umgang geht oder Unterhaltsproblemen.

Ganz am Anfang nach der Trennung, als die Nerven blank lagen und mein Sohn mich herausforderte, schrie ich ihn an: „Frag doch deinen scheiss Vater!“

Autsch! Das würde mir heute nicht mehr passieren und ich ärgere mich immer noch sehr darüber, dass es damals passierte.

Mein Sohn, damals 5, hatte die perfekte Antwort. Er sagte jede Silbe betonend: „Der ist nicht scheisse. Und wenn du sowas sagst, bist nur DU scheisse!“

Ja, da musste ich ihm recht geben. Es macht mich traurig, was die Kinder manchmal so aushalten müssen. Letzte Woche sagte der Grosse erst wieder: „Ich bin froh, dass ihr nicht mehr so streitet wie am Anfang!“

Ich übrigens auch. Aber es war ein sehr langer, sehr schmerzhafter Weg. Und ich gehe ihn immer noch!

Ich weiss, dass ich ihn niemals ändern kann. Die einzige Möglichkeit, dass es besser wird ist, dass ich mein Verhalten ihm gegenüber ändere.

Meist bin ich froh, dass ich ihn nur alle 2 Wochen sehen muss.

Hin und wieder reicht es für etwas small talk.

Selten mal sitzen wir noch ne halbe Stunde zusammen und reden. Aber das gibt es auch.

Manchmal überrascht er mich auch, so wie heute. Er hatte doch tatsächlich ein kleines Geschenk für meinen morgigen Geburtstag dabei.

Wenn ich ihn frage, ob er die Kinder etwas früher holen kann, weil ich Schüttelfrost habe, dann ist er da.

Wenn ich frage, ob er die Kinder etwas später zurückbringen kann, weil ich mich noch ausruhen will, Sport machen, oder sonst was…dann ist er da.

Wenn ich ihn an Feiertagen spät abends angerufen habe, weil das Kind Juckreiz hatte und kein Fenistil im Haus war, dann ist er los zur Notapotheke.

Von Anfang an habe ich darauf geachtet, dass die Kinder an Weihnachten und zu Geburtstagen etwas zum Schenken für ihn hatten. Sie haben gemalt, oder gebastelt, ne Karte geschrieben, oder es war mal nur ein Bild.

Unabhängig davon, was davor zwischen uns los war und ob dicke Luft herrschte.

Ich wollte nie so sein. Ich wollte nie Rache. Ich wollte es ihm nie zurückzahlen und ihn leiden sehen.

In erster Linie wollte ich Ruhe und Waffenstillstand. Der Alltag war hart genug. Ich brauchte meine ganze Kraft.

Ich verstand nie, dass er nicht versteht, dass er damit auch den Kindern schadet.

Es ist immer noch teilweise holprig. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

Die Kinder wissen, dass sie uns beide lieb haben dürfen. Wenn sie Papa lieb haben, wird das ja nicht von meiner Liebe abgezogen. Sie müssen sich niemals entscheiden, auf wessen Seite sie sind. Sie sind nämlich auf keiner.

Wenn es um die Kinder geht, stehen wir auf einer Seite. Wir wünschen uns, dass es ihnen gut geht!

Ich freu mich, wenn sie nach 2 Wochen an die Tür rennen und ihm dann in die Arme fallen.

Es ist gut, dass sie ihn haben. So wie er ist. Auch, wenn ich ihn mal blöd finde.

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