Über neue Jobs, gute und schlechte Vorgesetzte und Vereinbarkeit

Am 17.4 war mein 1.Tag im neuen Job.
Ich bin angekommen!
Es war eine größere Umstellung als ich dachte. Regelmäßig 4 Tage am Stück arbeiten kannte ich bis jetzt nicht wirklich. Vorm Arbeitswochenende hatte ich immer ein paar Tage frei.

Pfingsten hätte ich jetzt gearbeitet ohne den Wechsel,  so wie jedes Jahr.
Stattdessen gammeln wir rum und essen Waffeln auf der Couch. Im Schlafanzug.
Der Wechsel war anstrengend. Alles was neu ist, macht erstmal Angst und ich wusste, es wird hart. Vor allem als Alleinerziehende.
Meine Schicht ist ja nach der offiziellen Schicht nicht beendet, daheim geht es weiter.
Neue Jobs sind kräfteraubend, man hat keine Ahnung wie es läuft und muss sich so viel Neues merken. Man hat Kollegen, von denen man noch nicht weiss, wie sie ticken.
Man will alles gut und richtig machen, im Hinterkopf die Gedanken an die Kinder, die To- do Liste der nächsten Tage und die Probleme der letzten, sehr anstrengenden Wochen.
Ich habe gewechselt, weil ich den Satz einer alten Kollegin immer im Hinterkopf hatte:
„Du bist DANN bereit zu gehen, wenn der Frust vom Alten grösser ist als die Angst vor dem Neuen.“

Ich hab nicht gefragt, wie die Urlaubsregelung ist, vor allem, weil meine Probezeit die Sommerferien betrifft. Ich wusste nur, es wird irgendwie klappen und ich bekomme das irgendwie hin.

Bleiben ist keine Option, dafür war ich zu unglücklich und wurde zu wenig gewertschätzt.

Hey, an dem Punkt war ich schon mal erinnerte ich mich.

Ich hatte Vertrauen in das Leben!

So viele Jahre kämpfe ich mit der schlechten Vereinbarkeit als arbeitende, alleinerziehende Mama.

So oft stand ich vor für mich unlösbaren Problemen, wie zb maximal 2 Wochen am Stück Urlaub in den Sommerferien, obwohl 3 Wochen ohne jegliche Betreuung ist.

Jedes 2. Wochenende arbeiten, obwohl die Umgänge teilweise wegbrachen.

Irgendwie ging es. Irgendwie haben wir es geschafft.

Rückwirkend haben meine Kinder und ich ganz schön was geleistet und ich bin sehr stolz. Sie sind dadurch selbständig geworden. Sie hatten aber gleichzeitig auch viel Verantwortung. Sie haben es geschafft dank Asiasuppen, Currywurst für die Mikrowelle, Wraps und Pfannkuchen.

Für mich als Mutter war es kein gutes Gefühl.

Wenn ich nach der Frühschicht heimkam, hätte ich ein Nickerchen gebraucht. Stattdessen sprangen mir meine Kinder in die Arme, machten den Fernseher aus und waren komplett überdreht, wild und unausgelastet. Sie wollten action!

Ich wollte etwas Ruhe. Keiner bekam das was er wollte, stattdessen trafen wir uns am Küchentisch und holten Hausaufgaben nach, oder lernten für kommende Arbeiten.

Es ging vorbei. Und es war klar, das ist für uns alle auf Dauer keine gute Situation.

Jetzt habe ich alle Wochenenden frei, alle Feiertage. Es ist so komisch. Und so schön, wenn man sich daran gewöhnt hat.

Ich arbeite jetzt nur noch, wenn meine Kinder in der Schule sind, oder in der Betreuung. Sind sie zu Hause und haben frei, habe ich es auch.

Mir haben am Anfang meine freien Tage unter der Woche gefehlt. Da hatte ich Zeit für mich, habe Sport gemacht, Erledigungen, Schreibkram, Haushalt, Wäsche und Einkauf.

Jetzt muss alles nebenbei laufen. In Anwesenheit der Kinder. Ich muss noch besser organisieren, damit unsere Wohnung an den Arbeitstagen unter der Woche nicht wie ein Schweinestall aussieht.

Unbezahlbar jedoch ist:

Gemeinsame Zeit. Freie Wochenenden. Freie Feiertage.

Ein Dienstplan, der von Monat zu Monat mit mir abgestimmt wird:

„Wie und wann willst du arbeiten?“

Wünsche ich mir frei, weil an dem Tag mein Sohn Geburtstag hat, sagt sie:

„Klar geht das!“

Wenn ich mir ein paar freie Tage wünsche, weil unsere Katze bald bei uns einzieht, macht sie es möglich.

Urlaub nehmen in den Ferien:

„Warum nicht?“

Drei Wochen Urlaub in den Sommerferien:

„Das geht, klar!“

Als sie noch 10 freie Tage extra draufgelegt hat im August, hatte ich Tränen in den Augen.

Im August arbeite ich 4 Tage, den Rest können wir Schwimmen und Eis essen gehen, die Seele baumeln lassen.

Ich wünsche jeder Alleinerziehenden eine Vorgesetzte wie meine.

Eine, die alles möglich macht und sagt:

„Warum sollte ich da jemanden Steine in den Weg legen?“

Das ist das erste Mal, daß ich Krankenschwester bin UND es leicht ist.

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Was mein kleiner Sohn mich lehrt

Im Nachinein betrachtet, war ich einer der oberflächlichsten Menschen, die ich kenne. Und das sehr lange.

Ich habe be-wertet, ent-wertet, in Schubladen gesteckt und ganz schnell entschieden, oft nur aufgrund einer Momentaufnahme.

„Geht gar nicht!“

„Das macht man nicht!“

„Wie peinlich!“

„Gute Mutter, schlechte Mutter!“

Mein erster Sohn hat mich mir selber ein Stück näher gebracht.

Wir sind uns sehr ähnlich: laut, aktiv, immer in Bewegung, alles schnell schnell. Ein bisschen hier, ein bisschen dort, nirgendwo ganz. Wir sind schnell auf 180 und dann reumütig zurück.

Ich weiss nicht, ob es mein 2. Sohn war, oder meine Bruchlandung in der Ehe, die mich an diesen Punkt katapultiert hat.

Mein zweiter Sohn ist so ganz anders als wir. Er ist ruhig. Kann sich stundenlang mit einer Sache beschäftigen. Er redet nicht so viel und zeigt Gefühle nicht so deutlich.

Alles, was beim Großen geklappt hat, kann ich beim Zwerg nicht anwenden.

Bei ihm muss ich erst hinter all die Fassaden an ihn ran. Ich muss hinsehen. Mich ihm zuwenden. Mich hingeben. Ich muss ruhig werden. Sanft. Ihn kann ich nicht bewerten und beurteilen, weil bei ihm alle Maßstäbe nicht passen. Er hat seine eigene Schublade und da passt kein anderer rein.

Es brauchte erst den Verdacht auf Dyskalkulie und ADS, bis ich wachgerüttelt wurde. Er tickt anders. Wir sind zusammen durch einige Untersuchungen gegangen. Er schreiend und weinend, ängstlich und überfordert. Ich als seine Stütze, sein sicherer Hafen.

Die mit dem Blick voller Liebe für ihn.

Ich sehe ihn! Endlich! Durch seine weiche Art ging er oft unter. Er drängt sich nicht in den Mittelpunkt. Bei ihm braucht man sehr feine Antennen, um ihn zu durchschauen.

Ich war so in Sorge um ihn, was das alles mit ihm macht, wenn es sich bestätigt. Was da auf uns zukommt und ob wir dem gewachsen sind.

Ob ich meiner Meinung treu bleibe, dass ich niemals auf Medikamente zurückgreifen würde, egal was kommt.

Weg war dieses „Was werden die Leute sagen?“

Ein Kind im Gymnasium und eins, dass in der 2. Klasse schon nicht so gut mitkommt.

Mir ging es einzig und allein um mein Kind. Um uns als Familie. An dem Punkt wurden mir meine Augen geöffnet.

Ich muss aufhören, mit diesem Maßstab durch die Welt zu rennen und einzuteilen in gut- böse, klug- dumm. Nett- blöd. Gute Mutter- schlechte Mutter.

Bei uns hat sich ALLES seither verändert.

Nichts davon wurde als Diagnose bestätigt. Er ist einfach er! Und ich schaffe es ihn so anzunehmen.

Er, der etwas länger braucht und kompliziert denkt bei ganz einfachen Dingen.

Der, für den „grün“ ein Nomen ist und kein Adjektiv, weil man doch sagt: „Gib mir mal die Grün!“

Der, der sich 8×8, 9×9 und 7×4 merken kann, aber mit der 10er Reihe seine Probleme hat.

Er, mit dessen Noten ich nicht angeben kann und doch nicht stolzer auf ihn sein kann. Er, mit dem ich es von ganzem Herzen schaffe, mich über ne drei zu freuen und bei einer 4 zu motivieren und es gut sein lasse, statt zu tadeln und klein zu machen.

Denn für mich ist er ganz groß! Er hat etwas, was viele nicht haben: emotionale Intelligenz.

Dafür gibt es leider kein Fach in der Schule. Was sagt das also schon über ihn aus? Maximal, dass der Maßstab, mit dem gemessen wird nicht passt. Nicht zu jedem Kind. Weil eben nicht alle Kinder gleich sind, nicht das gleiche wissen und nicht im gleichen Tempo lernen.

Nicht, dass er dumm ist, nicht, dass ich mich nicht mit ihm beschäftige, nicht, dass ich ne schlechte Mutter bin.

Unsere Beziehung ist an all dem so sehr gewachsen. Seither liebe ich Hausaufgaben mit ihm, weil es schön ist für ihn da zu sein.

Ich liebe ihn als Mensch, als mein Kind. Nicht mehr als seinen Bruder, aber gewiss auch nicht weniger. Vielleicht anders. Weil er mich anders braucht.

Er ist das reinste Wesen mit einer 100jährigen Seele. Er hat das grösste Herz und kann so gut Gefühle lesen. Er hat so feine Antennen und ihm kann man nichts vormachen.

Ich weiss, dass ich mit ihm alles schaffen kann und an ihm wachse ich so sehr.

Er ist meine Lernaufgabe im Leben. Und ich bin sowas von bereit!

Trigger

Letztens las ich einen Beitrag einer Mama, die unsicher war, ob sie 50% im neuen Job schaffen würde, denn sie hatte sich auf 40% beworben.

Mir sprangen die Kommentare sofort ins Gesicht, von wegen 50% sei ja nichts. Eine schrieb, sie arbeite 75% und alles sei easy. Die andere arbeitete 100% bei 3 Kindern und fand es gut machbar, es komme nur drauf an, wie man sich strukturiert.

80% mit 2 Kindern, alles gar kein Problem.

„50% ist ja nichts, denk an deine Rente später!“

„50% sind ja gerade mal 20 Stunden die Woche, also 4 pro Tag. Das lässt sich doch super mit den Betreuungszeiten abdecken.“

Ich hatte gerade nen Höllenmonat hinter mir, war gerade mal 2 Wochen im neuen Job. Alles war aufregend, wir mussten uns alle neu drauf einstellen, denn ich arbeite jetzt geregelt. Nur noch von Mo- Do. 50%.

Und ich kämpfte sowas von. Alles andere als easy. Fühlt sich so gar nicht leicht und geschmeidig an. Und ich empfinde mich als seeeehr strukturiert.

Da brauchte es liebe Worte von der lieben Freundin, die alles wieder zurechtrückte.

Neuer Job, keine Umgangswochenenden, keine Entlastung durch Familie. Kein homeoffice. Kein Bürojob, sondern was soziales. Mit viel Gerenne und Verantwortung. Und nein, nicht 4 Stunden am Tag. Sondern 7 plus 40 Minuten Fahrzeit pro Tag.

50% können so, so, so unterschiedlich sein.

Trigger!

Weil alte Glaubenssätze hochkommen.

Wieder dieses: „Du bist nicht gut genug“.

Je nachdem, wie du die Welt gerade siehst, dich fühlst und was in deinem Leben gerade so los ist.

Letztens sagte mir meine Freundin, dass sie sich manchmal von mir getriggert fühlt, wenn sie sieht, was ich mit meinen Jungs alles unternehme und wieviel Zeit ich mit ihnen verbringe.

Das war für mich irgendwie unfassbar und ich musste lange darüber nachdenken. Sie ist für mich ein Supermensch. Was sie alles gleichzeitig hinbekommt, ich würde das nicht schaffen glaube ich.

Wenn sie mir erzählt, dass sie so gerne mit ihren Kindern eine wilde Nerf- Schlacht veranstaltet, halte ich kurz die Luft an.

Wow! Das würden meine Kinder feiern. Ich stelle es mir so lustig vor. Laut und mit viel Lachen, danach erschöpft auf die Couch plumpen lassen.

Ich hab das noch nie gemacht und habe auch keinerlei Lust drauf.

Wir beide können tolle Mamas sein, keine besser als die andere.

Mich triggert die 1-2 in der Mathearbeit, die ich im Status einer Bekannten sehe, wenn mein Sohn „nur“ ne 3-4 hat.

Was sagt das aus? Mach ich meinen Job als Mama deswegen schlechter? Ist mein Kind deswegen weniger liebenswert? Sicher nicht.

Soll sie aufhören Noten zu posten? Es ist MEIN Problem! Ich muss damit umgehen lernen. Raus aus dem Mangel und sich deswegen schlecht fühlen.

Ich will nicht neidisch sein. Es ist so ein ekelhaftes Gefühl, wenn es aufkommt.

Wenn mein Kind auch ne gute Note hat, stört es mich ja nicht. Dieses Vergleichen ist so anstrengend. Denn keine Mama möchte ihr Kind gegen ein anderes eintauschen.

Mein Sohn wurde letztens gefragt, ob er jetzt vereinsmäßig etwas anderes macht, seit er erst mit Kunstturnen, dann Fussball aufgehört hat.

„Naja, ich bin im Karate angemeldet, aber da geh ich eigentlich auch nicht wirklich hin.“

Mitleidiger Blick seines Gegenübers.

Ich konnte innerlich schmunzeln. Ich hatte nicht das Bedürfnis hinzuzufügen, dass er seit Monaten mehr Sport als je zuvor macht. Zwar nicht im Verein, sondern nur ganz für sich allein im Zimmer. Ich könnte nicht stolzer auf ihn sein. Eine unserer Gemeinsamkeiten: Gespräche über Gewichte und Übungen, Muskelgruppen und all das. Er interessiert sich für das Thema Ernährung und was es braucht für ein gesundes Leben.

Ich sehe, wie ihn das entspannter durch den Tag trägt. Ist er gereizt und wütend, knallt er vielleicht die Tür zu, ja. Aber dann höre ich laute Musik und seine App, die von 5 runterzählt.

Nach dem festgestellten Vitamin D Mangel, als er nur geschlafen hat und nichts sonst…ich freue mich.

Unser Deal war eigentlich nur:

Entweder mittwochs zum Karate, oder hier zu Hause was machen. Ganz ohne Sport, nein! Was sich daraus entwickelt hat, Wahnsinn!

Keine Mama ist besser oder schlechter als die andere, sondern genau die richtige für ihr Kind.

Ich glaube ganz fest daran, daß jedes Kind sich seine Familie und die ihm damit aufgetragene Lernaufgabe selbst aussucht.

Es geht einzig und allein um eigene Werte und was einem wichtig ist. Wir haben alle unterschiedliche Werte und Ansprüche an uns selbst. Je nachdem, was uns selbst mit auf den Weg gegeben wurde.

Ich weiss, dass ich für jeden Trigger dankbar bin. Nicht in dem Moment des ekligen Gefühles, aber dann später. Wenn ich rausgefunden habe, wieso und warum mich das so trifft. Wo be- trifft es mich?

Immer wieder spannend, was da so hochkommt und verarbeitet werden will.

Hilfe zur Selbsthilfe- was ich meinem Kind auf den Weg geben will

Mein Sohn ist 7 Jahre alt.

Er wollte nie in einen Verein, sondern hat lieber stundenlang Lego gespielt.

Fussball hat ihn immer interessiert und er hat mehrmals geschnuppert.

Dann beschloß er, dass das nichts für ihn ist und er nur mit anderen auf dem Sportplatz kicken will. Die ganzen Übungen braucht er nicht und wird auch ohne ein berühmter Fussballer.

„Mama, ich will auch ins Karate“, kam eines mittags, als ich ihn von der Schule abholte. Mehrere Mitschüler und Freunde schauten mich erwartungsvoll an und warteten auf meine Antwort, ob er zum Schnuppern darf.

Es war wie Klassentreffen für ihn, an der Tür wurde er mit Begeisterungsstürmen erwartet und aufgeregt wurde er herumgeführt.

3 mal Schnuppern und 2 Zehnerkarten später, war er sich immer noch sicher: DAS IST ES!

Wenn ich ihn dabei beobachtete, war ich mir auch sicher. Er strahlte! Er war stolz!

Er zeigte dem großen Bruder danach immer die Übungen und konnte ihn mit ein paar Handgriffen und Kicks in die Knie zwingen. Und beeindrucken.

Er ist eher ruhig, zurückhaltend, schüchtern, traut sich nicht viel zu. Dort wuchs er über sich hinaus. Er fühlte sich stark!

Vor ein paar Wochen fing es an:

„Ich will nicht mehr ins Karate, Mama.“

Ich konnte nichts rausfinden. Nur, dass es ihm keinen Spass mehr macht und er nicht mehr hin will. Ich war überrascht und wir kämpften einige Male miteinander.

Ich wollte, dass er hingeht. Erstens, weil es ihm gut tut, fand ich.

Zweitens, weil ich es zahle. Und es ist echt sauteuer. Eine Summe, die o.k ist bei leuchtenden Augen. Aber nicht o.k, wenn das Kind nicht hingeht.

Ich, wie in meinem Kopf war:

„Nee, das wird nicht diskutiert. Du wolltest unbedingt hin und hast mich angefleht. Du hast dich dafür entschieden und ich zahle es. Du gehst hin!“

Er stieg mit Tränen in den Augen aus und ging langsam den Weg ins Dojo.

Es fühlte sich nicht gut an. Ab diesem Tag.

Abends haben wir lange darüber geredet. Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn nicht abmelde, aber er eine Karatepause einlegen kann, bis er sich besser fühlt.

Dafür will ich aber wissen, was sich verändert hat. Damit ich es besser verstehen kann.

Er hat geweint. Da ist dieser eine Junge. Der will immer kämpfen und obwohl er nein sagt, fängt er einfach an zu treten, oder zu boxen. Der bedrängt ihn so. Und nach der Schule geht es im Karate eben weiter damit.

Wir haben Pause gemacht. Mehrere Wochen. Ich hab immer mal gefragt, ob er weiss, wie lang diese gehen soll. Antwort war immer:

„Irgendwann geh ich wieder hin. Aber jetzt noch nicht.“

Und dann kam der Tag.

„Na guuuut, dann geh ich jetzt wieder ins Karate“, hatte er am Abend davor beschlossen.

Am besagten Tag hatte er den Mut verloren und es brauchte ein paar Schubser. Ich schaute zu. Wollte wissen, ob es ihm wirklich keinen Spass mehr machte und hoffte eine Antwort in seinem Gesicht zu finden.

Erst war alles gut. Dann sollte sich jeder einen Partner suchen für eine Übung. Sofort sprang dieser eine Junge auf und zog an ihm herum. Er bedrängte ihn so sehr. Immer wieder. Mein Sohn sagte nein, dann schubst er ihn ein bisschen weg, um ihn auf Abstand zu bekommen. Aber er wurde ihm nicht Herr und gab dann nach, weil alle anderen inzwischen einen Partner gefunden hatten.

Nach dem Training sah er traurig aus. Ich entschied mich dafür, die Trainerin diesbezüglich anzusprechen. Ich erzählte ihr von der Pause und dem Grund dafür. Dass ich nicht so ernst nahm, bis ich gesehen habe, wie sehr er bedrängt wird. Und dass er sich nicht gegen ihn wehren kann.

Die Trainerin sagte, er soll jetzt wieder regelmäßig ins Training kommen. Sie achtet darauf, dass er bei Partnerübungen nicht mit ihm zusammen übt. Und:

„Wir machen dich jetzt so richtig stark, dass er dir nichts mehr kann!“

Das wars. So einfach. Seit Wochen geht er wieder freudestrahlend ins Training. Er wird jedes Mal bedrängt, weiterhin. Der Junge gibt nicht auf, es ist unglaublich.

Aber im Kopf von meinem Sohn hat sich was verändert.

„Die machen mich jetzt richtig stark Mama, ich freu mich so!“

Er sagt jetzt klar nein und lässt sich nicht überreden. Er lässt ihn links liegen, reagiert nicht auf ihn und schaut sich in Ruhe um, wer noch frei ist.

Einmal stand er ganz alleine da. Er bekam dann einen Partner zugeteilt, der eigentlich schon mit einem anderen zusammengefunden hatte.

Er war traurig, dass der Junge, mit dem er so gern die Übung machen wollte, diese lieber mit dessen Klassenkameraden machen wollte.

Auf dem Weg zum nächsten Training fragte ich ihn, mit wem er am allerliebsten die Übung machen will, wenn er frei wählen könne. Er nannte einen Namen.

Ich riet ihm, vor dem Training diesen Jungen zur Seite zu nehmen. Ihm zu sagen, dass er heut gern mit ihm trainieren wolle und ob sie die Partnerübung zusammen machen wollen.

Er reagierte nicht, dann sah ich in den Rückspiegel.

„Glaubst du, du traust dich das?“

Er zuckte mit den Schultern. Als ich ihn abholte, war er so richtig fröhlich.

Er hat alles genauso gemacht und dieser Junge hat sofort ja gesagt. Und heute hatte er einen anderen Wunschpartner, weil der andere krank ist. Als ich ihn abholte, machte er mit ihm die Übung und sie hatten Spass.

Wieder habe er ihn vorm Training angesprochen und es habe auch diesmal geklappt. Der andere zerre immer noch an ihm rum, aber geht dann gleich auf seinen ausgewählten Partner zu und ich hoffe, dass er irgendwann sein Nein akzeptiert und aufgibt.

Ich bin stolz auf ihn! Mit dieser Lösung bin ich mehr als einverstanden.

Mit 7 muss man das noch nicht ganz alleine schaffen und manche brauchen da noch etwas Führung.

Manchmal hilft es, seine Muster beiseite zu legen.

All das:

„Du musst jetzt aber!“ „Mir egal wieso!“ „Und du gehst da hin!“

Ein liebevoller Blick reicht. Es ist ein Prozess. Ich lerne.

But I’m on my way.

Keinen Unterhalt vom Ex (Teil 2)

Bevor alles kam, wie es dann kam, hatten wir eine Kinder- Freunde- Party geplant.

Der Zwerg hatte 3 Kinder aus der Klasse eingeladen und der Große hatte den besten Freund hergewünscht zum Übernachten.

Die Jungs hatten die Befürchtung, dass mit unserer Misere alles ins Wasser fällt.

Ich beruhigte sie und sagte, dass alles bleibt wie geplant. Dass man gerade jetzt Freunde braucht. Und gute Laune. Und Ablenkung. Und ne Party. Und viel Eis mit Streuseln. Und Musik.

Die Vorfreude war riesig, die Tischdeko wurde gebastelt und alles schön hergerichtet. Die Sonne lachte und wir hatten eine tolle Gartenparty. Mit Feuer und Marshmallows. Mit Schnitzmessern und Stöcken. Mit Spielen und Springen im Trampolin. Mit allen Lieblingsliedern und richtig laut.

Am Abend ging es mir schon viel besser. Denn ich hatte alles getan, was ich konnte.

Meine Jungs waren happy und lachten. Ich hatte auch meine Freundin an meiner Seite. Das tat gut!

Am Abend beschlossen wir ein gemeinsames Wohnzimmerpicknick zu veranstalten. Sie ein bisschen was, ich ein bisschen was und schon hatten wir viele leckere Sachen zusammen.

Ich sagte ihr, dass mich sowas so richtig glücklich macht.

Ebenso erfuhr ich, dass die neue Eltern- Zeitschrift erschienen war, für die Sarah Zöllner mich vor Monaten interviewt hatte. Es erfüllte mich so sehr mit Freude.

Ich hatte das Gefühl, dass jetzt so viel Gutes zu mir kommt, dass das Traurige von gestern immer unwichtiger wurde und immer weniger Platz in meinem Kopf bekam.

Mein Herzensthema.

Als ich meine Kinder abends drückte und zudeckte, sagte ich:

„Wisst ihr, auch wenn wir heute mit diesen Essensgutscheinen einkaufen mussten, alles ungewiss und chaotisch ist, haben wir etwas, was viele andere nicht haben. Nämlich uns! Wir sind zusammen und wir halten zusammen. Es gibt nichts, was wir nicht schaffen, solange das so ist. Danke, dass ihr mich gestern getröstet habt und so lieb wart, damit ich alles organisieren konnte. Mir geht es jetzt auch schon viel besser und hab alles im Griff. Ich liebe euch über alles und bin sehr stolz auf euch. Egal wie wenig auf dem Konto ist, ich fühl mich niemals wirklich arm.“

Meine beste Freundin kommt mit ihren Mädchen für ein paar Tage ab nächster Woche. Wir sehen uns nur einmal im Jahr. Niemals würde ich das absagen. Niemals.

Auch wenn wir eine Woche lang Brot und Nudeln essen müssten und nur Unternehmungen ohne Geld machen könnten. Nichts kann meine Vorfreude darauf trüben!

Sie hat mich angewiesen, mir keinen Stress zu machen, ja nicht einkaufen zu gehen ohne sie. Und mir gleich gesagt, dass wir die teuren Unternehmungen gleich streichen. Ihre Kinder würden sich so freuen, uns würde schon genug einfallen, was nicht so teuer ist.

Meine Kinder und ich haben viel Sport zusammen gemacht. Das hilft so gut.

Mein Großer macht auch fast täglich wieder Übungen, hat regelmäßig Muskelkater und hat das für sich als Ventil gefunden, um Stress abzubauen. Und Wut.

Das freut mich sehr und macht mich stolz.

Meine andere obertolle Freundin mit dem größten Herz auf diesem Planeten, weiss, dass ich kein Geld annehme und hat es mir einfach in den Briefkasten gesteckt im Vorbeifahren.

Erst danach schickte sie mir ne Sprachnachricht:

„Ich weiss, dass du mich nie drum gebeten hättest und es nicht annehmen würdest. Ich habe es aber gerade übrig und mit Essensgutscheinen kann man nicht Tanken. Es ist Ostern! Die Kinder haben Ferien. Petra! Bitte! Das sind keine Almosen. Nimm es einfach an- ohne schlechtes Gewissen! Ohne dich schlecht zu fühlen!“

Das Leben ist schön! Immer!

Ich bin glücklich. Denn ich stelle fest, dass ich sehr viel resilienter geworden bin.

Ja, es haut mich kurz um, aber ich steh so schnell wieder auf! Meine Lieblingsmenschen sind um mich herum, greifen mir rechts und links unter die Arme, lassen mich wieder hinstehen, schenken mir ein liebevolles Lächeln und geben mir Kraft!

Danke Lieblingsmenschen.

Keinen Unterhalt vom Ex (Teil 1)

Ich möchte auf den Rattenschwanz aufmerksam machen, den es nach sich zieht, wenn der Ex ( mal wieder, aber schon lang nicht mehr ) keinen Kindesunterhalt überwiesen hat.

Diesen Monat gab es eine berufliche Veränderung bei meinem Ex- Mann. Das zieht immer nach sich, dass wir die Veränderung auch spüren.

Mein Bauchgefühl meldete sich am 4.4.

Bis dahin hatte ich Vertrauen, dass er verantwortungsbewusst handelt.

Von meinem Gehalt war inzwischen alles abgezogen: Miete, Auto, Strom, Fahrkarte des Sohnes, Sport, Schulbetreuung, Versicherungen. Diesmal auch noch das Geld fürs Landschulheim des Sohnes im Sommer.

Wenn das der Fall ist, kommt zügig der Kindesunterhalt ( normalerweise ), mit dem dann Lebensmittel, Getränke, Hygienesachen, Ausflüge, Sprit und all das gezahlt wird.

Bis dann das Kindergeld so um den 20. des Monats auf dem Konto landet.

Seit Monaten ist es eng, alles ist so teuer geworden, vor allem Essen und tanken. Es bleibt am Ende nichts mehr übrig, wie noch die Jahre davor. Urlaub- nicht dran zu denken. Dieses Jahr sehen wir kein Meer.

Der Kindesunterhalt von ca 850 Euro ist also ganz fest eingeplant. Wenn der weg fällt, bricht alles zusammen.

Ja, man sollte sich nicht so abhängig machen, es kann ja immer was passieren.

Ja, man sollte immer genug Bargeld daheim haben, dass man 2- 3 Monate überbrücken kann.

Ich arbeite 50 %. Und nein, ich möchte keine 100% arbeiten. Ich halte hier alles am Laufen: 2 Schulkinder, Organisation für uns alle, Kochen, Einkaufen, Hobbies, Verabredungen, Termine, Elternabende, Wäsche, Besorgungen, Haushalt. Mehr geht nicht! Wirklich nicht. Nicht für mich. Mehr könnte ich nicht aushalten, packen, ohne, dass hier alles zusammenbricht.

Oder ich zusammenbreche. Auch auf mich muss ich Acht geben und ich will für meine Kinder ein gutes Vorbild sein, ja. Dazu gehört beides: arbeiten gehen UND auf sich aufpassen, seine Grenzen kennen.

Auf Nachfrage schrieb Ex mir, dass es diesen Monat keinen Unterhalt gibt, weil…

Ist halt so!

Gleichzeitig fischte ich die hohe, dreistellige Rechnung für die letzte Autoreperatur aus dem Briefkasten. Autsch!

Ich las die Nachricht vom Ex am Abend.

„…musst du dir halt Unterhaltsvorschuss holen“.

2 Tage vor Ostern. Klar.

Ich war wütend. Und verzweifelt. 850 Euro, die mir fehlen. Konto auf Null. Erspartes geht fürs Auto drauf. Ok, ok. Was tun? Wir haben nichts zum Essen, Tank ist fast leer. Was tun?

Meine Gedanken überschlugen sich, als die Kinder mich fröhlich ansprangen auf der Couch und sofort merkten:

Es ist ernst!

Wir besprechen die Situation und ich bat sie darum, kein Essen zu verschwenden. Der Kühlschrank sei voll, es war von allem genug da. Mir war nur wichtig, dass man behutsam und sparsam damit umgeht.

Dem Großen sagte ich, dass ich die Ostergeschenke zurück schicken werde, sobald sie eintreffen. Er hatte sofort Verständnis dafür, auch wenn er sich auf sein Geschenk freute. Der Zwerg glaubt an den Osterhasen, ganz fest sogar, deshalb schieb ich die Misere einfach auf ihn.

„Nur“ Schokolade und so fand ich gar nicht soooo schlimm. Sie haben alles was sie brauchen und bekommen so oft was zwischendurch. Das war ok.

Beide kamen mit ihren gesparten Scheinen aus dem Versteck und waren beide sofort bereit zu unterstützen.

Ich war fertig. Echt kaputt. Das nächste Geld über 2 Wochen entfernt. Im Geldbeutel 25 Euro. Konto auf Null. Wie soll das gehen? Ich muss tanken, um zur Arbeit zu kommen.

Seit langer Zeig habe ich abends geweint.

Der Zwerg hat geweint, weil ich geweint habe und er das so lange nicht mehr gesehen hat.

Der Große hat geweint, weil er wütend auf Papa war. Die Aktion war nur das i- Tüpfelchen auf so Vieles im letzten Jahr.

Ich habe uns alle beruhigt, habe meinen Jungs gesagt, dass ich mich gleich morgen ans Telefon setze und das kläre. Dass ich eine Lösung finden würde, so wie sonst auch immer.

Ich hab festgestellt, dass ich die besten Und tollsten Kinder habe. Unser Zusammenhalt ist in solchen Situationen enorm. Wir haben zusammen geweint, uns fest gedrückt, geschimpft.

Am nächsten Morgen, kurz nach 8 Uhr, hatte ich bereits die Dame von der Beistandschaft am Telefon. Nein, es sei kein Geld eingegangen. Die Abmachung sei anders gewesen mit dem Kindsvater. Sie müsse mit ihm telefonieren.

Sie nahm ihn in Schutz, fand Gründe, warum es ihm nicht möglich sei. Das machte mich wütend.

Er lebt alleine in einer 3 Zimmer Wohnung für 1200 Euro monatlich, er hat einen guten Job. Er fährt einen nigelnagelneuen Mercedes als Geschäftswagen, darf den frei nutzen, muss fürs Tanken nicht zahlen. Dieser wird ihm als Wert mit seinem Gehalt verrechnet und wegen geringerem Einkommen für den neuen Schlitten bleibt kein Unterhalt für seine Kinder übrig.

Mein Mitleid hält sich in Grenzen! Wirklich!

Ich versuchte nicht ausfallend zu werden und fragte, was ich tun kann. Jetzt, gleich, nicht nächsten Monat. Weil wir JETZT nichts zum Essen kaufen können.

Eigentlich könne ich nichts machen. Eigentlich müsse ich den Monat abwarten, es könne ja noch was von ihm kommen. Unterhaltsvorschuss könne man eigentlich erst dann beantragen, wenn wirklich nichts kommt bis Ende des Monats.

„Das muss halt jetzt so gehen…“

Sie verstand nicht, warum ich mich so aufrege, wenn er arbeitslos wäre, wäre auch nichts zu holen.

IST ER ABER NICHT! Verdammt! Er ist der mit der Wohnung größer als unserer zu dritt, der mit dem neuen fetten Benz und dem Nebenjob, den er bar bezahlt bekommt und der somit nicht auf den Unterhalt angerechnet wird.

Von einer Soforthilfe wissen Sie nichts, da müsse ich beim Jobcenter anrufen und fragen, ob und was es da gibt. Das wäre dann eine andere Baustelle. Sie habe keine Ahnung. Dann soll ich halt Unterhaltsvorschuss beantragen.

„…aber das geht auch nicht innerhalb von 2 Tagen, wie sich das manche vorstellen!“

Aaaaaatmen!

Ich rief bei der Unterhaltsvorschussdame an. Sie war sehr nett. Wollte mir den Antrag per Email schicken. Es dauert wegen den Feiertagen sicher so 3 Wochen. Sie tuhe ihr Bestes.

Sie brauche die Geburtsurkunden der Kinder, Kopien meines Personalausweises und eine aktuelle Meldebescheinigung. 

Von einer Soforthilfe wusste sie nichts, fragte aber ihre Kollegin. Die sagte, ich soll mich ans Jobcenter wenden, da gäbe es tatsächlich was.

Den Antrag musste ich dann auf der Homepage suchen und ausdrucken, denn bis heute ist er nicht in meinem Postfach angekommen.

Also Kopien gemacht. Von all dem, was ich laut Antrag nachweisen muss. Druckerpatronen gewechselt, Druckerpapier aufgefüllt. Den mehrseitigen Antrag ausgefüllt, festgestellt, dass jedes Kind einen Antrag braucht. Also alles mal 2. Beim Rathaus die Bescheinigung geholt.

Nichts gefrühstückt, nur 2 Gläser Wasser auf ex getrunken als Basis. Ich hatte Kopfweh.

Meine Kinder waren superlieb. Ließen mich alles in Ruhe abarbeiten, dazwischen sagte ich ihnen, wie stolz ich auf sie bin. Dass sie tolle Kinder sind und ich nichts anders machen würde wie bisher. Dass ich auf keinen von beiden verzichten würde, alles sei gut, so wie es ist. Ich bekomm das hin!

Sie waren jetzt auch beruhigt. Wunderten sich nur, wie zeitaufwendig alles war und wieviele Ordner ich raussuchen musste, wieviele Kopien!

Ich rief die Nummer des Jobcenters an und wollte fragen, ob es eine Soforthilfe gibt.

In der Ansage hiess es, dass es ein erhöhtes Anrufaufkommen gäbe. Ich soll meine Nummer, den Namen und Grund meines Anrufes hinterlassen. Innerhalb 2 Tagen könne ich dann mit einem Rückruf rechnen.

Ich entschied mich hinzufahren. Den fertigen Antrag für den Unterhaltsvorschuss fest in der Hand.

Ich klingelte, wie es an der Tür stand. Termin hatte ich keinen. 5 Minuten, 10 Minuten. Nichts.

Ich klingelte erneut und nach ca 15 Minuten kam eine freundliche Dame zu mir an die Tür. Ich kannte sie, denn in unseren 6 Monaten Harz 4 nach der Trennung, war sie mein Ansprechpartner.

Sie hörte sich alles an. Hatte Mitgefühl und war wirklich bemüht. Soforthilfe? Hmmm…nicht wirklich. Da wisse sie jetzt nichts davon. Sie beriet sich mit ihrer Kollegin und wir standen weitere 10 min zu dritt zusammen und überlegten.

Das Ende vom Lied war, dass ich einen Antrag auf Bürgergeld bekam. Nur mit diesem, egal ob er bewilligt wird oder nicht, bekam ich 4 ×50 Euro Essensgutscheine ausgehändigt. Sie erklärte mir, in welchen Supermärkten ich damit einkaufen könne und in welchen nicht. Wie es an der Kasse damit klappt und all das. Es gibt kein Rückgeld. Sollte ich mit einem 50 Euro Gutschein nur im Wert von 30 Euro einkaufen, ist der futsch.

Sollte meine „Aufstockung“ mit Bürgergeld bewilligt werden, werden die 200 Euro „Kredit“ damit verrechnet. Sollte mir keine Aufstockung zustehen, heisst das, daß ich genug Geld habe und es mit dem Unterhaltsvorschuss verrechnet wird.

Die vorbereiteten Kopien für den Unterhaltsvorschuss kopierte Sie sich für meine Akte. Nach einer Stunde war ich mit den Essensgutscheinen raus und konnte meinen Antrag auf Unterhaltsvorschuss im Rathaus abgeben.

Wir haben daheim erstmal Spaghetti gekocht, zusammen gegessen und viel geredet. Dann machte ich mich an den neuen Antrag. Ich wollte es vor den Feiertagen hinter mich bringen.

8 Seiten für mich, 6 Seiten zum Ausfüllen für jedes Kind, 4 Seiten über Miete, Nebenkosten. Wahnsinn. Irgendwann sah ich verschwommen und hab ihn auf die Seite gelegt. Ich hab viel geschafft.

Gestern waren wir einkaufen. Mit den Gutscheinen. Mein Sohn gab jeden einzelnen Betrag in den Handyrechner ein. Wir mussten auf 50 Euro kommen. Nicht weniger, denn es gab kein Rückgeld. Nicht mehr, denn alles über 50 Euro musdten wir drauf zahlen.

An der Kasse zückte ich das Blatt Papier statt meiner EC- Karte. Hinter mir eine Schlange. Es wäre nicht halb so unangenehm gewesen, hätte die junge Kassiererin nicht gerufen:

„Boah, was ist das denn? Ich hab sowas noch nie gehabt. Da muss ich meinen Chef ausrufen!“

Der wusste zum Glück Bescheid.

Am Ende sagte mein Sohn.

„Irgendwie war das peinlich, aber auch ein bisschen witzig!“ Dann haben die beiden gelacht. Und auch ich musste die Mundwinkel verziehen, weil es so absurd und skurril war.

In erster Linie aber einfach nur sehr unangenehm und demütigend.

24/7 Mama

Wir haben in den letzten Jahren verschiedene Umgangsabsprachen gehabt und es war immer ein Auf und Ab.

Von „Ich bin am Wochenende nicht da“, bis „Ich kann die Kinder nicht mehr am Wochenende nehmen, weil ich die nächsten 6 Monate Schichten arbeiten muss“.

Von „Ich bin im Februar 3 Wochen in Thailand“, über „Wir sind im August 2 Wochen nicht da“ bis „Ich muss das Wochenende im März tauschen, denn da ist die voraussichtliche Geburt meines Sohnes“.

Nie hat mein Ex- Mann gefragt, ob ich das organisieren kann, obwohl ich jedes zweite Wochenende arbeiten muss. Er fragte nie, wer unsere Kinder beaufsichtigen wird, oder, ob er mich bei einer Lösung unterstützen soll.

Seit fast einem Jahr bin ich nun 24/7 Mama.

Alles brach zusammen nach diesen einen Pfingstferien. Seither ca 3 Treffen, sporadisch. Stundenweise.

Hätte mir das jemand vor zwei Jahren gesagt, es wäre mein Alptraum gewesen. Rund um die Uhr zwei Kinder betreuen? Dauerhaft? Ohne Pause? Alleine?

Hör auf!

Als es dann wirklich soweit war- dieser Gedanke kam mir nicht ein einziges Mal.

Es war ganz klar, dass ich meine Kinder beschütze und für sie da bin. Ja, auch rund um die Uhr, an ALLEN Wochenenden. Ohne Pause und ganz allein, wenn die Situation es erfordert.

Rückblickend geniesse ich es sogar und sehe die Vorteile.

Meine Kinder können auch an einem Freitag Nachmittag ein Hobby ausüben.

Der Ranzen wird freitags in die Ecke gepfeffert, da geht eh nichts. Hausaufgaben werden entspannt und ausgeschlafen am Samstag gemacht.

Kindergeburtstage, die freitags, oder an einem Wochenende stattfinden, müssen nicht abgesagt werden.

Spieledates können auch am Wochenende getroffen werden.

Ich hab viel mehr qualitytime mit den Kindern. Es bringt uns mehr Leichtigkeit und Entspannung in unseren Alltag.

Ja, ich geniesse es. Es steht nicht zur Debatte. Ich bin die 24/7 Mama. Und es ist ok. Sogar gut.

Ich muss mir meine Oasen und Pausen im Alltag mit den Jungs bauen. Mir einfach so ein Buch schnappen und drin lesen, obwohl beide wach sind und um mich herum.

Dann muss ich Sport eben in ihrer Anwesenheit machen, oder mit ihnen zusammen.

Dann müssen sie am Wochenende eben noch mit anpacken im Haushalt, bevor wir es uns mit der Lieblingsserie gemütlich machen können.

Es gelingt mir immer besser.

War ich früher entspannter, als es noch regelmäßige Umgänge gab?

Nein.

Es war freitags immer dieses Besondere in der Luft. Angespanntheit. Nervosität.

„Wann wird er diesmal kommen?“ Um 16 Uhr? Oder wieder so spät, dass der Kleine schon im Arm eingeschlafen ist.

„Hoffentlich will er nicht diskutieren“.

„Oh Mann, eigentlich will ich die Kinder gar nicht hergeben, lieber würde ich auch Zeit mit ihnen verbringen“.

Sonntags dann das gleiche Spiel.

Nervosität. Angespanntheit. Alles noch aufräumen. Kleidung für Montag rauslegen. Spülmaschine, Wäsche, damit ich die Stimmung der Kinder abfangen kann.

„Hoffentlich hat er diesmal an alle Kleider gedacht, die ich mitgegeben habe.“

„Hoffentlich sind die Kinder gesund, können morgen zur Schule und ich zur Arbeit.“

Ich bin stolz auf mich. Und uns als Team.

Wie kann man seine Kinder schützen?

In Deutschland ist es so schwer seine Kinder zu schützen.

Was macht man als Mutter, wenn das Kind nicht mehr zu den Umgängen will und sich komplett verweigert?

Man überredet, drängt, beschwichtigt, relativiert:

„Es sind ja nur 2 Tage, dann bist du wieder 10 Tage zu Hause.“

Ein Vater kann auf Umgang bestehen, dann sogar auf Wechselmodell klagen, oder auch auf das alleinige Sorgerecht.

Auch gegen den Willen vom Kind.

Und auch gegen die Ängste von Müttern, die merken, oder wissen, dass da irgendwas nicht richtig läuft.

Du kannst zwar einen Mann verlassen, der trinkt, aggressiv ist, drogenabhängig ist, oder anders übergriffig. 

Auch dann aber wird dir angeraten, bzw. wirst du dazu gedrängt, dein Kind zu den Umgängen zu schicken, sollte der Vater darauf bestehen.

Die Frau selber ist erst mal aus der Schusslinie. Das Kind aber deshalb noch lange nicht.

Über dieses wird dann meist weiterhin Macht über die Frau ausgeübt, oder auch psychische Gewalt. Wenn auch nur passiv. Nicht weniger traumatisch.

In ihrem Buch „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“ von Alexandra Zykunov (SPIEGEL Bestseller) zitiert sie Jugendamtsmitarbeiter:

„Er hat schliesslich Sie vergewaltigt und nicht das Kind.“

Oder:

„Dass er das eine Kind geschlagen hat, heisst doch nicht, dass er das andere auch schlägt.“

Ein Gutachter:

„Der Vater handelte zum Wohl und Schutz des ungeborenen Kindes, als er die Mutter rektal vergewaltigte.“

Zurecht fragt sie sich, ich mich im übrigen auch:

In was für einer Welt leben wir eigentlich, in der die Vergewaltigung der Mutter zum Wohl des Kindes dient?

Ja, es ist unfassbar. Unangenehm. Schockierend. Du denkst, es kann nicht real sein, wenn überhaupt eine Ausnahme? Du irrst dich.

Als Mutter hast du heutzutage so gut wie keine Chance auf das alleinige Sorgerecht, egal, was für eine Art Vater der Vater ist.

Ob er an der Nadel hängt, keinen Unterhalt zahlt, sich nie blicken lässt, du jeder Unterschrift hinterherlaufen musst.

Ob er seine Aufsichtspflicht verletzt, mit fieberndem Kind ins Schwimmbad geht, das Kind im Auto nicht richtig anschnallt, wohnungslos ist- völlig egal.

Maximal erhältst du Teile des Sorgerechtes, zum Beispiel das Aufenthaltsbestimmungsrecht.

Dann darfst du alleine, auch ohne die Zustimmung des Vaters, umziehen.

Er selber darf aber ziehen, wohin er will. Egal, ob in eine andere Stadt, in ein anderes Bundesland, oder auf einen anderen Kontinent.

Er darf auch jederzeit seinen Teil des Sorgerechts abgeben, wenn die Mutter das komplette Sorgerecht übernimmt.

Es ist schwer seine Kinder zu schützen.

Als ich noch glücklich verheiratet war, wusste ich von all dem nichts.

Gut einerseits- denn ich ahnte nicht, was auf mich zukommen wird.

Vielleicht hätte ich den Schritt der Trennung nicht gewagt, oder hätte viel länger „ausgehalten“.

Schlecht andererseits- denn ich war völlig unvorbereitet. Hätte ich das alles gewusst, hätte ich mir erst Hilfe geholt und hätte mich besser beraten, mich besser vorbereitet.

Ich frage mich immer, warum sich keiner fragt, wie ein Vater auf Umgang bestehen kann, obwohl das Kind schreiend der Mutter aus den Armen gerissen wird, panisch schreit. Teilweise mit Hilfe der Polizei. Ist DAS Kindeswohl?

Ist das ein Vater, der seine Kinder liebt?

Ich zweifle.

Wisst ihr, dass man zwar Schutz im Frauenhaus suchen kann, dort aber Miete zahlen muss?

10 bis 30 Euro pro Tag und Kopf, von Haus zu Haus unterschiedlich.

Wisst ihr, dass ihr nicht automatisch einem Frauenhaus in der Nähe zugeteilt werdet? Je nach freien Plätzen kann das auch in einem völlig anderen Teil von Deutschland sein.

Wenn es nicht genügend Plätze gibt- können deine Kinder nicht mit- oder nicht alle.

Eine Trennung schützt die Mutter auch nach einer Trennung nicht automatisch vor weiteren Übergriffen.

Man zieht zwar aus der gemeinsamen Wohnung aus, aber er wird immer wissen, wo seine Kinder leben.

Er kann einfach plötzlich vor der Tür stehen.

Bei gemeinsamem Sorgerecht kann er das Kind jederzeit aus Kita, oder Schule abholen. Ohne jegliche Information oder Kommunikation mit der Mutter.

Selbst mit alleinigem Aufenthaltsbestimmungsrecht hast du dann die Wahl:

Schicke ich die Polizei hin und setze es durch? Was macht das mit dem Kind? Worunter leidet es mehr?

Unverheiratete Mütter hatten bis vor kurzem automatisch das alleinige Sorgerecht, ausser der Kindsvater wurde als Vater eingetragen und die Mutter stimmte dem gemeinsamen Sorgerecht zu.

Eine Gesetzesänderung ermöglicht es inzwischen unverheirateten Vätern, auch ohne Zustimmung der Mutter, das gemeinsame Sorgerecht ausüben zu können.

Es ist schwer seine Kinder zu schützen.

Wenn man in so einer Situation gefangen ist, voller Panik die Polizei anruft und spürt, man wird nicht ernst genommen. Wenn man 20 min später einen Rückruf erhält, ob es denn noch nötig sei, weil man von einem normalen Streit ausgeht.

Der Moment, wenn du ihn nicht mehr wiedererkennst und in seinen Augen siehst, dass er zu allem bereit wäre.

Der Augenblick, in dem du hoffst, dass deine Kinder weiterschlafen und nicht in die „Schusslinie“ geraten.

Der Zeitpunkt, an dem du dir sicher bist, dass er dich heute umbringen wird und du  nicht lebend rauskommst.

Oder die Panik, dass er den Kindern etwas antut, weil er dir mit nichts mehr weh tun kann und nichts besser dein Leben zerstören würde.

Es passiert jeden dritten Tag in Deutschland, dass eine Frau von ihrem Mann umgebracht wird.

FEMIZID.

Und nein- es ist kein Familiendrama und keine Eifersuchtstat. Es ist kaltblütig Mord an einer Frau. Oft Mutter. Oft vor den Augen der Kinder.

Wie soll man also seine Kinder schützen?

Ich wäre auch mit meinem Wissen von jetzt keinen Tag länger geblieben.

Ich will nicht entmutigen.

Mach es- aber mach es richtig. Nicht so wie ich damals.

Bereite dich vor. Rechne mit allem, auch dem Unmöglichen.

Sei laut, engagier dich. Es gibt so viele Institutionen. Hol dir Hilfe. Mach es nicht alleine.

Vom Bauchgefühl und als ich nicht darauf hörte

Mein Bauchgefühl ist in der Regel ein guter Berater. Es meldet sich recht schnell bei Unbehagen und wenn ich öfter darauf gehört hätte, wäre mir Vieles erspart geblieben.

Es war Anfang des Jahres, als mein Ex- Mann mir mitteilte, dass seine Freundin und er sich getrennt haben und sie jetzt mit dem Halbbruder meiner Kinder ausgezogen ist.

Er wollte wie geplant, dass die Jungs in den Pfingstferien zu ihm kommen. Auch wenn die Situation jetzt anders ist.

Ich lief im Wald spazieren und nahm ihm eine längere Sprachnachricht auf. Ich teilte ihm meine Bedenken mit so kurz nach einer Trennung. Ich war besorgt, ob er sich kümmern kann. Ob er nicht erstmal Dinge zu erledigen hat. Verdauen muss. Zur Ruhe kommen. Keine Ahnung.

Mein Bauchgefühl war laut und ich bot alle möglichen Varianten an, da mir 2 Wochen sehr lang vorkamen.

Ich erinnerte mich an schwierige Umgänge in der Vergangenheit. Mit der Freundin wurde es so viel besser, schöner, entspannter. Ich konnte mich verlassen.

Ich war der festen Überzeugung, dass er sich geändert hat. Dass die beiden es besser machen als wir damals und nur wir beide so eine explosive Mischung waren.

Ich schlug vor, dass wir alles verkürzen. Oder dazwischen eine Woche Pause machen, damit der Zwuckel in die Ferienbetreuung gehen kann.

Nein. Er war sich sicher. Alles soll so bleiben. Die Ferien seien ihm wichtig. Er vermisse die Kinder und brauche sie. Das werde ihn ablenken und ihm gut tun meinte er.

Ich wollte es ihnen nicht nehmen, fand wichtig, dass sie das unter sich verarbeiten, denn die Trennung war auch für die Kinder ein großer Schock.

Ich konnte keine Fragen beantworten nach dem Wieso und Warum. Die Kinder wollten auch unbedingt zu ihm, ihn trösten und unterstützen, schauen, was da überhaupt los war.

Dem grossen Sohn ( 11) sagte ich, dass er mich jederzeit anschreiben könne, wenn es Probleme gäbe. Ich werde sie dann sofort abholen.

Als ich sie zu ihm fuhr, holte er sie unten ab und es dauerte nur eine Umarmung, bis der Ex anfing zu weinen.

Ich erinnere mich daran, dass ich den kompletten Weg bis nach Hause dieses ekelig Gefühl hatte.

Mir ging nicht aus dem Kopf, wie ich ihn drückte und ihm etwas Aufmunterndes sagte. Gleichzeitig war ich kalt ihm gegenüber. Es war gespielt und ich hatte keinerlei Empfindung ihm gegenüber.

Wenn es um Gefühle ihm gegenüber geht, ist in mir alles tot merkte ich. Keine Vertrautheit aufgrund der gemeinsamen Jahre. Nichts. Ich sorgte mich nur um die Kinder.

Die ersten Tage vergingen. Mein Sohn schrieb mir mehrfach zurück, dass es Papa besser gehe, es sei alles in Ordnung.

Das ekelige Gefühl blieb.

Ich teilte mit einer Freundin die Idee, dass ich die Kinder schon nach einer Woche abhole. Sie fand das doof und meinte, ich solle es ihnen gönnen. Es sei doch alles gut soweit.

Ich wurde unruhiger, versuchte mich mit der Arbeit abzulenken.

Ich fand den Gedanken egoistisch von mir. Nur weil ich nicht gut klarkam diesmal sollten die Kinder doch nicht zu kurz kommen beim Papa.

Sie haben ihn so lang immer teilen müssen, jetzt hatten sie endlich Zeit zusammen.

Seit Tagen zwickte der Rücken, ich hatte mich bei der Arbeit verhoben. Es fühlte sich nach Hexenschuss an.

Ich versuchte es mit Dehnen und Wärme, wartete drauf, dass es besser wurde. Ich ging weiter arbeiten, es war kein Schmerz da. Nur ein unangenehmes Gefühl.

In einer Nacht wachte ich 3 Uhr auf und musste mich krank melden für den Frühdienst.

Ich konnte mich nicht rühren. Bei jeder minimalen Bewegung verpassten mir 1000e Stromschläge einen Schmerz, den ich noch nie vorher hatte.

Ich geriet in Panik. Ich war alleine. Keiner, der mir helfen konnte.

Mein einziger Gedanke war:

„Ich will sofort meine Kinder zurück!“

Es war ein bestätigter Bandscheibenvorfall stellte sich beim MRT raus. Ich, die nie Rückenprobleme hatte. Unter Schmerzen und mit einigen starken Medikamenten intus, setzte ich mich ein paar Tage später ins Auto.

Ich hatte meinem Ex- Mann geschrieben, dass ich sie gern ein paar Tage früher abholen will, da sonst alles so stressig wird, wenn am nächsten Tag gleich Schule ist. So hätten sie noch ein paar Tage Zeit, daheim anzukommen.

Ich holte zwei fiebernde Kinder ab. Einen mit Bindehautentzündung, den anderen mit schlimmem Husten. Beide völlig verwahrlost. Körperlich und emotional.

Als er sich zum Abschied zum Grossen runterbeugte, hörte ich, wie er ihn fragte:

„Habt ihr heute eigentlich Zähne geputzt?“

Da wusste ich, dass da Einiges wohl sehr schief gelaufen ist und mein Bauchgefühl sich so stark gezeigt hat wie noch nie, wenn auch an anderer Stelle.

Ich habe mir geschworen jetzt immer darauf zu hören und es nicht mehr so zu übergehen.

Klar war ich mit meinem Kind immer in Kontakt. Aber ich musste lernen, dass Kinder eben keine kleinen Erwachsenen sind und Situationen falsch einschätzen. Kein Kind findet es komisch und wird skeptisch, wenn es in 11 Tagen kein einziges Mal duschen muss bei über 30 Grad.

Kein Kind beschwert sich über zu viel Medienzeit, auch wenn diese nicht kind- und altersgerecht ist. Das Ausmaß wurde erst im Laufe von Wochen klarer.

Was damals schief lief arbeiten wir bis heute noch auf.

Es hat Spuren hinterlassen und alles verändert.

Seither habe ich nie wieder auch nur ein Ziehen im Rücken gehabt, nichts. Als ob es diese Nacht und die Tage danach nie gab. Ich hatte meine Kinder wieder und es ging mir recht schnell wieder sehr gut.

Danke Bauchgefühl. Du guter, treuer Freund. Ich werde dich nie mehr ignorieren.

Ich versuche mir zu verzeihen, dass ich nicht auf dich gehört habe und du so laut werden musstest.

Die armen unterhaltspflichtigen Väter- TRIGGERWARNUNG!

Gestern hatte ich ein interessantes Telefonat mit der Beistandschaft.

Ich kenne die Dame seit Jahren, unsere Beziehung ist ein Auf und Ab.

Ich hatte bereits in der Vergangenheit lautstarke Diskussionen mit ihr auf den Fluren des Jugendamtes. Damals zahlte mein Ex- Mann von heut auf morgen keinen Unterhalt und ich stellte es nur zufällig fest, als ich ganz nebenbei meinen Kontostand checkte.

Natürlich musste ich dann Unterhaltsvorschuss beantragen und sie sagte mir, dass es aufgrund von Urlauben zu Verzögerungen kommen werde.

Ich fragte, wie ich 2 Monate klar kommen solle mit hunderten von Euro weniger und wie ich das meinem Vermieter erklären soll. „Ja, haben Sie keine Reserven“, fragte sie damals mit einer Selbstverständlichkeit, dass ich kaum ruhig bleiben konnte.

Zum Glück hatte ich damals tatsächlich Reserven aufgrund unseres Hausverkaufes. Was wäre aber wenn nicht? Und sind meine Reserven dafür da, seine fehlende Einsicht finanziell zu kompensieren? Ich war ausser mir!

„Bis jetzt war er ja recht zuverlässig und zeigt guten Willen, wir müssen behutsam rangehen, sonst macht er ganz dicht!“

Aha! Verständnis für ihn aufbringen- beim besten Willen schaffte ich das nicht so wie sie.

Gestern fing das Telefonat ganz harmlos an. Ich hatte vor Monaten eine Neuberechnung der Unterhaltssummen beantragt und es läuft schleppend, da Unterlagen nicht eingereicht werden. Aber ok, kenne ich nicht anders.

Wir unterhielten uns über die neue Düsseldorfer Tabelle für ’23 und sie erzählte mitleidig, dass kein Tag vergehe, an dem nicht ein verzweifelter Vater sich melde.

„Die wollen sich jetzt reihenweise umbringen, weil sie nicht wissen, wie sie das zahlen sollen“.

Mir gingen die Zahlen von Unterhaltsprellern durch den Kopf und wieviele Mütter deswegen jeden Tag um ihre Existenz kämpfen.

Ich erinnerte sie an dem neuen Selbstbehalt von 1370 Euro. Ganze 210 Euro mehr als zuvor.

„Das ist ja viel zu wenig!“

Ach, echt? Wer achtet bei den Müttern darauf, dass ein Selbstbehalt von 1370 Euro bleibt? Viele haben so viel nämlich nicht übrig. Und müssen von dem auch die Kinder durchbringen.

Der Selbstbehalt steigt ab ’23 sogar auf 1650 Euro, sollte die Wohnung teurer als 520 warm kosten. Wow!

„Was bringt das den Vätern, wenn die über 800 Euro Miete zahlen müssen? Das ist ein Witz!“

Ich versuchte es vorsichtig und inzwischen wirklich eingeschüchtert :

„Najaaaa, vielleicht kann man dann eben nicht alleine in einer 3 Zimmer- Wohnung leben und muss in eine 1 oder 2 Zimmerwohnung ziehen?!“

( So wie in unserem Fall! Er: 3 Zimmer für sich alleine. Ich: 3 Zimmer für mich und die 2 Kinder. Ich ohne Schlafzimmer)

Sie fand, dass man das nicht erwarten könne. Wenn die Kinder zu den Umgängen kämen, müssten die ja auch irgendwo schlafen und bräuchten ein Zimmer.

Oder, wenn der Papa im homeoffice arbeite, dann brauche er ja auch ein Büro. Wenn einer in einer 4 Zimmer Wohnung leben würde, dann sage sie auch:

„Muss das denn sein? Vielleicht tut es auch eine kleinere Wohnung!“

Ich dachte an die Alleinerziehenden in meiner Gruppe. Teilweise mit homeoffice. Das Büro ist dann gleichzeitig auch das Wohnzimmer. Danach kräht kein Hahn!

Ich kenne Alleinerziehende, die mit 2 Kindern in einer Zwei-Zimmer- Wohnung leben. Sie selber schlafen im Wohnzimmer, die Kinder teilen sich das andere Zimmer. Da kommt keiner auf sie zu und sagt:

„Das geht doch so nicht. Bitte! Sie brauchen echt mehr Platz!“

Ich legte auf und war irritiert. Nachdenklich. Fühlte mich klein. Undankbar. Geldgeil. Materiell. Als Schmarotzer. Falsch.

Ich fühlte mich wie damals in und nach einer toxischen Beziehung.