
In gut einem Monat ist es soweit, dann dürfen meine Kinder ihren Halbbruder Henry begrüßen.
Ihre Schwangerschaft zog grad so an mir vorbei. Es kommt mir vor wie gestern, als ich dachte, ich hör nicht recht.
Meine Kinder erzählten es mir nach dem Papa- Wochenende ganz aufgeregt und beide lächelten dabei glücklich.
Ich war kurz in Schockstarre, damit hatte ich nicht gerechnet. Hatte er doch immer betont, dass er keine weiteren Kinder möchte.
Ich schickte meiner Freundin die news rüber (…ich gebe zu, es waren mehrere Freundinnen und nicht nur eine…)😬
Hallo?!? Ich brauche Meinungen! Bitte alles her zu mir, ich will hören, dass er doof ist und alles blöd.
Eine meiner liebsten Freundinnen schrieb nur kurz zurück: „Und was hat das mit DIR zu tun?“
Ich muss dazu sagen, sie kennt mich gut und hat voll getroffen. Sie weiss, ich steigere mich gern in Dinge rein und bin eine dramaqueen.
An dem Tag war ich genervt von ihr und verdrehte die Augen. Sie hatte ja keine Ahnung! Das hier verstand sie wohl nicht, sie ist glücklich verheiratet und somit in ner ganz anderen Welt.
Wie sollte das hier NICHT mit mir zu tun haben?!? Hier geht es quasi NUR um mich fand ich, bzw. wohl eher mein Ego.
Ich hatte Zeit mich damit zu arrangieren. Er ist ausgeglichen und zuverlässig, seit er mit ihr zusammen ist. Davon profitiere ich auch. Ich bin also mehr als zufrieden mit ihr und bin mit seiner Wahl sehr einverstanden.
Die Kinder mögen sie, erzählen viel Positives und den 7 jährigen Sohn mögen sie auch. Es ist wohl sehr harmonisch, wenn sie alle zusammen sind. Das kenne ich auch anders und ich kenne auch andere seiner Freundinnen, meinen Nachfolgerinnen quasi.
So richtig kennen jetzt nicht wirklich, aber eben von den Erzählungen meiner Kinder und von der Verfassung, in der sie nach manch einem Wochenende zu mir zurückkamen.
„Sie waren gerade mal 2 Tage bei ihm, was bitte hat er nur mit diesen Kindern gemacht? SO habe ich sie ihm am Freitag Abend aber nicht anvertraut!“
Oft war ich traurig, dass sie in so eine Situation geraten sind. Unschuldig. Weil er und ich es verbockt haben. Das hört nach der Trennung nicht immer direkt auf.
Um es auf den Punkt zu bringen: es läuft gut!
Ich habe mich damit abgefunden. Alle 14 Tage bekomme ich neue Infos über die Größe Ihres Bauches, die aktuelle Länge des Babys, das Gewicht, Beschreibungen von Ultraschallbildern.
Meist ist das erste, was mein Grosser sagt, wenn ich Sonntag Abend die Tür öffne: „Mama, das Wochenende war so cool!“
Das macht mich auch glücklich und zufrieden. Gespannt höre ich zu und frage wenig nach.
Henry…hmmmm. Als ich mit dem 2. Sohn schwanger war, war Henry auch in der engeren Wahl.
Ach egal, nicht nachdenken. Henry ist ein schöner Name. Punkt.
Inzwischen freue ich mich sogar mit und fieber diesem Baby auch etwas entgegen. Ich freue mich für meine Jungs, dass sie diese Erfahrung machen dürfen. Ein Baby! Das kann gar nicht verkehrt sein.

Es wird anders. Ich bin gespannt WIE anders es wird. Und vor allem bin ich froh, dass es nicht mein Baby ist.
Denn ich bin mit dem Thema durch. Dem Schlafentzug, dem Herumtragen, Stillen, wiegen, Schlaflieder singen, pucken, Fliegergriff, dem ständigen Umziehen, Bäuerchen machen und dem Windeln wechseln.
Ich möchte das alles nicht noch mal, auch wenn ich jeden Moment genossen und alles in mich eingesaugt habe. Ich kann es noch abrufen. Schön war es. Sehr anstrengend war es auch.
Ich denke nicht an den Kindesunterhalt, der jetzt neu berechnet wird.
Ich denke ebenso nicht daran, dass er mit ihr glücklich (er) ist. Unsere Zeit war und sie ist vorbei. Ich bin weder neidisch, noch tut es weh. Darüber bin ich hinweg.
Es ist einfach nur komisch. Nicht mehr und nicht weniger.
Mein Grosser bleibt ein grosser Bruder, er kennt es schon.
Der Ältere und auch oft der Klügere. Er steckt viel zu oft freiwillig zurück, nur weil der Zwerg eskaliert und bockt.
Nach dem letzten Papa- Wochenende bemerkte ich schließlich eine Veränderung am Zwerg. Nicht gleich kam ich darauf, woher der Wind weht.
Er war sehr launisch, bockig, wütend und war irgendwie auf dem Stand eines maximal 2 Jährigen. Erst war ich sehr irritiert. So sehr, dass ich meinen Exmann fragte, ob irgend etwas am Wochenende bei ihm passiert sei. Streit vielleicht?
Er verneinte.
Zwergi packte die verstauten Spieluhren aus und seine Schnullersammlung, die er nie akzeptiert hat. Neben mir lag ein Vorschüler, der am Schnuller saugte und die Spieluhr sang „Lalelu“.
Am nächsten Tag verbannte ich beides wieder ganz nach hinten in den Schrank.
Jetzt benahm er sich nur noch wie ein Baby. Inklusive Babysprache und viiiiiel Körperkontakt. Kuscheln, tragen, sich nicht alleine anziehen können, „…weil, ich bin doch ein Baby“.
Am Abend fragte er mich dann, ob er meinen Bauch küssen dürfe. Sein grosser Bruder fing an zu lachen und sagte, dass der 7 jährige Sohn der schwangeren Freundin eben immer frage, ob er ihren Bauch küssen darf.
Ahhhhhhhh! Jetzt war alles klar, daher wehte der Wind. Jetzt war mir alles klar, ich konnte lachen. Und verstehen.
Mein Zwergi wird ein grosser Bruder! Na wenn das nicht neu ist und nach Irritation schreit!

Der Grosse bleibt der Grosse. Aber der Kleine wird jetzt ein grosser Bruder. Er weiss ja ganz gut, was einem da so abverlangt wird.
Der Grosse rief: „Dann siehst du mal, wie das ist! Ha!“
Ich freu mich auf alles was kommt und vor allem um diese neue Erfahrung für meine Kinder. Sie haben nicht das Gefühl, dass ihnen etwas genommen wird. Im Gegenteil!
Babys riechen so gut. Und schreien so laut. Die Karten werden neu gemischt und die Rollen neu verteilt.
Mit meinem Exmann rede ich nicht viel darüber. Ich warte lieber ab.
Lachen können wir allerdings auch darüber. Wegen der aktuellen Situation darf er nicht bei der Geburt dabei sein. Er witzelte:
„Dann hatte ich alles. Ne Spontangeburt, nen Kaiserschnitt und eine, bei der ich nicht dabei war.“
Ich mag seinen Humor manchmal noch. Alles ist gut wie es ist. Genauso wie es ist!
