Warum ich gegen Noten bin

Gute Noten- du bist klug.

Schlechte Noten- du bist dumm.

Mit dieser Schublade bin ich aufgewachsen und in diesem Glauben befinden sich auch heute sicher noch viele Eltern, die das so an ihre Kinder weitergeben.

Mein Bewusstsein dafür kam nicht mit Kind 1, der in der Grundschule regelrecht notengeil war und kein Problem hatte abzuliefern.

Er brachte in jedem Leseverständnistest eine 4 heim und wir konnten herzlich drüber lachen, weil diese 4 ihm so gar nichts anhaben konnte.

Ja, damals  mochte ich Noten auch schätze ich. Ich war stolz, denn ein bisschen war es auch mein Verdienst. Ich hab viel Zeit investiert.

Sohn 2 lehrte mich Umdenken und ich wusste, mit ihm muss ich anders verfahren.

Er ist anders und meine bedingungslose Liebe, Üben und Zeit reichen hier nicht.

Schnell beschloss ich, dass Noten ihm niemals seinen Wert widerspiegeln sollen.

Auch wenn sich in meinem Kopf alte Muster abspielten: „Was? NUR ne Drei?“

Ich habe mir so sehr auf die Zunge gebissen, es nicht auszusprechen. Ich schenke seinen Noten nicht viel Beachtung. Den guten nicht, den schlechten nicht.

Ich unterschreibe meist wortlos. Bei guten Noten ist seine Belohnung die Freude darüber. Weder gibt es Geld dafür, oder Geschenke, noch eine besondere Anerkennung.

Er soll nie Angst haben mir einen Test vorzulegen. Das ist das Ziel.

Oft besprechen wir noch einzelne Aufgaben, wenn ich Defizite erkenne.

Manchmal aber auch nicht, weil in unserem Bildungssystem rast man ja gleich zum nächsten Thema. Nach der geschriebenen Arbeit interessiert es niemanden mehr.

Ich messe ihn maximal an sich selber:

„Schon besser als beim letzten Mal, das Üben hilft. Langsam verstehst du es hab ich das Gefühl.“

Er kämpft mit seinem Selbstwert, traut sich wenig zu und bekommt natürlich durch die Noten gespiegelt:

„Ein Überflieger bist du ja nicht gerade. Du bist langsamer als andere und schlechtere Noten hast du auch!“

Seine Mathelehrerin erzählte mir von einem Vier- Augen – Gespräch mit ihm. Ihr fehlt Ehrgeiz und Ansporn an ihm. Sie erzählte, was er ihr gesagt hat:

„Noten sind mir egal!“

Sie war natürlich empört darüber. Und mein Herz ist gewachsen. Die Samen tragen Früchte. Meine Stimme ist laut genug und ist ein Schutzschild gegen all diese Noten, die auf ihn einprasseln.

Mir sind Noten auch egal. Völlig. Was die Lehrerin nicht weiß: mir ist nicht egal, ob er sein Bestes gegeben hat.

Manchmal frage ich ihn beim Unterschreiben der Note, ob er sich Mühe gegeben hat. Dass er geübt und gelernt hat, weiß ich ja am besten. Wenn er „ja“ sagt, ist es genug, unabhängig der Note.

Ich liebe es genau mit ihm inspirierende Filme zu schauen und ihm viele inspirierende Geschichten zu erzählen.

Meist von berühmten Menschen, ihrem Scheitern und wie sie dann doch mit etwas groß rauskamen.

J.K Rowling, alleinerziehende Mama, verprügelt vom Ehemann und sitzengelassen, arm und mittellos. Zig Verlage lehnten Harry Potter ab. Was draus wurde weiß jeder.

Unser Film heute. Eine wahre Geschichte über eine 64 jährige Frau, die 161 km von Kuba bis Florida geschwommen ist. 5 Versuche brauchte sie und 4 mal ist sie gescheitert.

Zwei ihrer Drei ersten Sätze am Ziel:

1. Gebt niemals auf

2. Ihr seid nie zu alt etwas zu beginnen

Gern erzähl ich ihm auch die Sicht von Caroline von St. Ange im Bezug auf Noten:

Das eine Kind kann mit 4 schon richtig gut Fahrradfahren. Ein anderes lernt es erst mit 6. Am Ende können beide gleich gut fahren und es spielt keine Rolle, wer es zuerst konnte.

Hätte man damals Noten verteilt, hätte das eine Kind ne 1 bekommen, das andere eine 6. Verteilt man die Noten, als beide es können, bekommen beide eine 1.

Noten sind maximal eine Momentaufnahme. Wer heut ne 4 hat, sollte ein paar Wochen später zum gleichen Thema nochmal überprüft werden und dann an sich selber gemessen werden.

Aber dieses…jedes Kind, zum gleichen Zeitpunkt, das gleiche Wissen, den gleichen Lernstand…das ist Quatsch.

Er hatte ein Mädchen in der Klasse, die wegen schlechten Noten trotz Wiederholen der Klasse in die Förderschule wechselte.

Schnell war die Schublade für dieses Kind klar benannt: „Die ist so dumm!“

Ich erkläre ihm, dass Noten rein gar nichts mit ihrem IQ zu tun haben.

Dieses Kind kommt aus keinem guten Elternhaus. Es ist weder sicher, noch kennt es gesundes Essen, einen geregelten Tag, oder eine liebende Familie.

Sie bekommt keinerlei Unterstützung. Null. Mit ihr setzt sich weder jemand hin, noch schaut jemand nach Hausaufgaben. Dieses Kind hat keine Chance gehabt. In einer anderen Familie, mit etwas Unterstützung, mit anderen Bedingungen, hätte sie vielleicht ganz, ganz andere Noten.

Ich wünsche jedem Kind wie meinem eine Lehrkraft, die es sieht. Als Ganzes und nicht als Note.

Eine Lehrkraft wie die von Kind 1, die unter seine Note schrieb:

„Bleib dran, oft zeigt es sich noch nicht gleich. Aber ich sehe dich, wie du dich anstrengst und dass du schon so lang so gut mitmachst. Das wird!“

Mein Sohn und ich sind uns einig. Wenn es für Hilfsbereitschaft, das größte Herz, Mitgefühl und Courage, Einsatzbereitschaft, Ausdauer beim Fussball und all das Noten geben würde, dann hätte er die Einser sicher.

Mein ADS- Kind

Wir haben endlich eine Diagnose!

An diesem Tag war ich glücklich und traurig zugleich.

Glücklich, weil wir schon Einiges hinter uns hatten und das Leiden enorm zugenommen hat.

Endlich einen Schritt weiter, das Kämpfen hat sich gelohnt.

Todtraurig, weil Schuldgefühle hochkamen.

Zweifel.

Angst.

Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich einen Termin mit dem Kinderarzt annehmen werde mit eventueller Medikamenteneinstellung- ich hätte wild den Kopf geschüttelt.

Mein Kind? Niemals!

Aber ganz sicher nicht! Nicht, damit mein Kind in dieses sch…Schulsystem passt, hinter dem ich gar nicht stehe!

Nicht, damit aus den Dreiern und Vierern vielleicht Zweier werden. Für mich muss er keine Einser und Zweier schreiben- ich sehe was er kann!

Nicht für die Lehrerin, damit sie sich weniger ärgern muss und mein Kind weniger negativ auffällt. 

Für mich war er immer gut genug, aber wir waren inzwischen alle kraftlos, mutlos und ausgepowert.

Ich war voller Sorgen, meine Gedanken kreisten täglich um:

Wie soll ich es bloß schaffen, dieses Kind (gut) durch die Schule zu bekommen?

Nachdem die Hausaufgaben ab Klasse 3 ein riesen Thema waren, stieg der Druck enorm.

In Klasse 2 fiel seine Matheschwäche auf und ich erinnere mich an die Empörung meinerseits, als auf der Überweisung  neben Dyskalkulie auch ADHS- Testung stand.

Ich fand es lächerlich und ich war sauer auf den Kinderarzt, fragte mich, wie er dazu kommt.

Als ich seitenlang Fragebögen ausfüllen musste, stellte ich fest, dass AD(H)S sehr vielseitig ist und so viele Lebensbereiche umfasst.

Ich wehrte mich mit Händen und Füssen.

Sicher nicht mein Kind! Im Leben nicht!

Damals wusste ich sehr, sehr wenig über die Diagnose, war eher genervt von ihr und den Kindern, die ich als Betroffene kannte.

Mein Kind war nicht so!

Damals wurde alles getestet und wir gingen erleichtert ohne Diagnose.

Zum Glück alles gut, dachte ich damals noch.

Dann ist er halt schlecht in Mathe. Egal. Hauptsache keine Diagnose. Ich verkündete dem Arzt dort, dass es auch MIT Diagnose keine Änderung gegeben hätte, denn ich bin absolut gegen Medikamente bei ADHS.  

Damals riet die Psychologin mir, es im Auge zu behalten. Gegen Medikamente sein sei eins, es seien aber Kinder, die schnell verzweifeln. Denn sie machen und machen, strengen sich an und es kommt nichts dabei rum.

Was sich seither geändert hat, als ich dachte, wir leben jetzt einfach unser Leben weiter:

Ich habe meine Arbeitszeit umverteilt, damit ich ihn so oft wie möglich mittags zu den Hausaufgaben abholen kann.

In der Hausaufgabenbetreuung träumte er, ließ sich von allem ablenken und wurde nie fertig.

Wir haben rausgefunden, wie wir die Hausaufgaben ohne Schreien und Tränen schaffen. Ich habe Caroline von St. Ange entdeckt und sie hat unser Leben verändert.

Sie ist Lehrerin, will aber in diesen Zeiten nicht unterrichten. Sie ist gegen Noten und Hausaufgaben und solange dieses Schulsystem so ist wie es ist, unterstützt sie Eltern und Lehrer, um es bestmöglich zu schaffen.

Ich war so glücklich, als mein Sohn nach den Hausaufgaben sagte:

“ Heut haben wir aber viel gelacht Mama!“

Ich wollte mehr davon und wir haben viel mit Bewegung verbunden. Wir schreiben Lernwörter ans Fenster, oder mit Kreidestiften an den Schrank.

Wir verbrennen gemachte Aufgaben in einer Aluschüssel.

Unter der Woche gibt es keinerlei Medien- kein TV, kein Tablet, keine Switch. Dafür Kartenspiele, raus gehen und lesen.

Ich habe so viel gelesen und alles aufgesaugt. Alles was es leichter macht. Für ihn und auch für mich.

Wir haben ne Menge tools und ich weiss, was ich sagen kann, um ihn zu motivieren, aber nicht zu überfordern.

Der Druck stieg, es reichte nicht mehr aus. Die Überforderung war unser täglicher Begleiter. Wir saßen 3-4 Stunden an den Hausaufgaben. Mit Pausen natürlich.

Nur, um das Pensum irgendwie zu schaffen. Für die Lehrerin. Damit sie nicht wieder ins Heft schrieb:

Hausaufgabe nicht vollständig. Bitte nachholen.

Es hatte nichts mit Wollen zu tun. Wir waren beide so gefrustet.  Ich machte keine Pläne am Nachmittag, wir verabredeten uns nicht mehr und er war viel zu wenig draußen für das Draußenkind, das er eigentlich war.

So konnte es nicht weitergehen.

Wir saßen ewig nach der Schule und er schaffte das Pensum nicht.

Da er im Unterricht auch sehr langsam war und ihm alles viel schwerer fiel als anderen, wurde es immer noch mehr für zu Hause. Noch mehr Druck durch die Schule, da er nicht geschaffte Aufgaben oft nachholen musste.

Der Tag hatte nicht genug Stunden und am Wochenende saßen wir jeden einzelnen Tag nur an den Hausaufgaben, dem Nachholen, Lernen für Arbeiten.

Ich war verzweifelt und er zweifelte an sich. Ich weinte, als er sich eines Abends gegen den Kopf schlug und immer wieder schrie:

„Ich bin so dumm, ich bin so dumm, ich bin so dumm…“

Es war ein Prozess. Ich hatte gelernt: ich breche nach gewisser Zeit ab, wir gehen hier alle kaputt. Es ist mir egal was die Lehrer sagen, er schafft es nicht, es ist zu viel.

Ich hab ihn spielen lassen und 18 Uhr kam er verschwitzt und schmutzig rein, lieferte kurz ab, was mittags ewig dauerte.

Der Rotstift war sehr präsent im Matheheft und ich hatte schon gar keine Lust es aufzuschlagen. Sämtliche Gespräche mit Lehrer, Schulsozialarbeiter brachten keine wirkliche Erleichterung.

Kopfhörer wollte er nicht ausprobieren, weil keiner Kopfhörer hat zur Reizabschirmung und er will nicht auffallen.

Als er in der Hausaufgabenbetreuung einen Viertklässler damit sah, bekam er Mut.

Er benutzte sie tatsächlich und erzählte den Kindern, er höre Spotify. Was zur Folge hatte, dass einige empört waren und es ungerecht fanden, dass er das darf. Das machte ihm dann natürlich Spaß und immer wieder packte er sie mal mit in den Ranzen.

An dem Punkt, als ich dachte, wir wären auf einem guten Weg, rief die Lehrerin an.

Sie sei ernsthaft besorgt und habe Angst ihn zu verlieren. Er mache inzwischen gar nicht mehr mit, er sei mit nichts zu kriegen. Er sei von allem abgelenkt und habe angefangen auf dem Stuhl vor und zurück zu wippen, so, als ob er sich selber regulieren/beruhigen wolle.

Er mache mündlich gar nicht mit, mache in 25 min gerade mal 1-2 Aufgaben.

Er habe ihr klar gesagt, Noten seien ihm scheißegal. (Das hab ich sehr gefeiert!)

Ich möchte auch auf gar keinen Fall, dass er seinen Wert über Noten definiert. Das war mein Ziel! Dass er anders ist, merkt er eh! Dass alle anderen die Aufgaben schaffen und nur er nicht. Dass andere in einer Stunde mit allem fertig sind, er aber nicht mal die Hälfte geschafft hat.

Für mich war dieser Anruf ein absoluter Weckruf. An diesem Punkt musste ich uns Hilfe holen. Hier kam ich nicht mehr weiter.

Ich merkte, wie SEHR mein Kind unter Druck steht und wie schwer es ihm fallen muss jeden Tag zur Schule zu gehen.

Ich hatte ein sehr langes Telefonat mit einer Schulpsychologin und die ersten Termine liefen gut. Ich fühlte mich gut aufgefangen.

Die nette Dame erklärte ihm alles geduldig, auch, wo sie ihn unterstützen kann. Und auch, dass alles was hier geredet wird den Raum nicht verlässt. 

Sie hatte eine ganze Kiste voller Brillen mit bunten Brillengläsern und erklärte ihm, dass sie die Lehrerin nicht ändern könne. Jetzt sehe er sie sicher durch die rote Brille:

Wut, Hass.

Sie könne ihm helfen, dass er sie aber durch die gelbe Brille sehen kann und sie gar nicht mehr so schlimm ist. Man könne nämlich viel selber beeinflussen uns es werde immer wieder Menschen in seinem Leben geben, die vielleicht gemein, ungerecht und böse sind. Egal ob Chef, oder Kollegen. Dann komme es drauf an, durch welche Brille man den Menschen sieht und dabei helfe sie ihm.

Sie bat mich darum, das Thema ADS nochmal aufzurollen. Ohne Diagnose kämen wir nicht weiter, es wäre so wichtig und erst dann könne man ihm richtig helfen, z.b mit Nachteilsausgleich und Lernbegleiter.

Keine 3 Wochen später hatte ich ein Telefonat mit dem Kinderarzt und die Diagnose.

Er meinte, wir müssen nicht nochmal anfangen zu testen. Die Defizite seien da, auch wenn es damals nicht zur Diagnose gereicht habe. Sobald es klinisch werde, sei das die Diagnose.

Er erklärte mir geduldig, warum es so wichtig sei zu handeln. Warum diese Kinder sich sonst die Schuld geben und eben denken, sie seien dumm.

Der Part mit den Medikamenten fällt mir noch sehr schwer. Ich fühl mich wie ein Versager. So, als ob ich mein Kind nicht annehmen kann wie es ist. Ich möchte ihn nicht ruhiger, nicht anders und schon gar nicht wesensverändert. Ich möchte ihn mit all seiner Wut und seinem abgelenkt sein. Aber ich sehe, wie er kaputt geht. Wie seine Selbstzweifel wachsen und er sich nichts zutraut. Wie das Denken sich verfestigt: „Mathe kann ich nicht!“

Ich tu es nicht für das fuc*ing Schulsystem, hinter dem ich nicht stehe.

Ich tu es nicht für bessere Noten, die interessieren mich nicht. Mir ist wichtig, dass er sein Bestes gibt. Das ist genug, ungeachtet der Note.

Ich tu es nicht für mich, damit ich es leichter habe.

Ich tu es nur für ihn! Ich möchte ihm nicht im Weg stehen mit meinen Vorurteilen und Ängsten. Er soll seine Chance erhalten. Ich werde aber sehr, sehr achtsam sein, was es mit ihm macht.

Ich werde nicht erwarten, dass es andere verstehen. Erst wenn man so ein Kind hat versteht man es. Es war ein langer Weg! Es ist noch nicht zu spät!

Ich lasse nichts unversucht. Es kostet viel Energie. Und gleichzeitig ist es so ein gutes Gefühl.

Daten als Alleinerziehende

Männer sind sehr schnell nach einer gescheiterten Beziehung offen für was Neues und stürzen sich wieder ins Leben- so meine Erfahrung.

Frauen nehmen sich eine längere Auszeit- so meine Erfahrung.

Wir Frauen ziehen uns meist zurück, gehen in uns, hinterfragen uns, unsere Beziehungen und unser Leben im Allgemeinen. Wir machen es mit unseren Freundinnen aus und am meisten mit uns selbst.

Wir schauen ganz genau hin, wissen nach einem schmerzhaften Prozess, durch den wir gehen, recht schnell wo das Problem ist.

Wir arbeiten hart an uns, wir weinen, schreiben, tanzen, gehen in die Natur, oder ziehen uns zurück. Wir lesen, meditieren, versuchen uns wieder aufzurichten und wieder in unsere Kraft zu kommen.

Und dann ist irgendwann dieses Gefühl da:

Ich bin nicht nur Mama, ich bin auch eine Frau. Ich habe Liebe verdient, brauche eine starke Schulter und jemanden, der mich fest im Arm hält.

Mit kleineren Kindern ist man selten ohne sie unterwegs.

Wenn es Umgangswochenenden gibt, gehen Mamas oft arbeiten. Oder sehnen sich nach Ruhe. Wollen nicht reden, sondern Schlaf nachholen, vielleicht die Wohnung putzen, weil das ohne die Anwesenheit von Kindern so viel leichter ist. 

Sie sehnen sich nach einem guten Film, Essen im Bett, wollen Liegengebliebenes erledigen und sich pflegen, damit sie sich wieder wohler in ihrer Haut fühlen.

Die wenigsten, die ich kenne, stürzen sich dann ins Nachtleben und tanzen die ganze Nacht auf hohen Schuhen. 

Also ist die 1. Wahl natürlich eine Plattform im Internet.

Man schaut sich so um und stellt fest, dass „der Markt“ echt schlecht ist.

Dass alles so oberflächlich ist und eigentlich auch viel zu anstrengend.

Dann lässt man es sein, weil diese kurze Zeit ohne Kinder viel zu wertvoll ist, um sie mit maximal nem Plan B zu füllen.

Wenn es zu einem Treffen kommt, ist man mit dem Kopf bei den Kindern, stellt fest, dass er nicht das gelbe vom Ei ist und eher eine Zeitverschwendung, weil nur sehr selten was Gutes dabei rauskommt.

Im besten Fall kommt es zu einigen Treffen, Austausch von Zärtlichkeiten, oder gutem Sex.

Am Anfang ist man immer sehr vorsichtig, glaubt niemanden nichts und die Mauer ist sehr hoch.

Dann ist da noch das schlechte Gewissen:

Ich küsse hier einen Mann, der nicht der Vater meiner Kinder ist.

Im schlimmsten Fall gibt man dem Ganzen von Anfang an keine Chance, redet es sich selber kaputt und ist hoffnungslos, dass es sich jemals richtig anfühlen kann.

Ich küsste einige Frösche, die nie zu Prinzen wurden und war verzweifelt, weil ich doch so viel an mir gearbeitet hatte.

Wieso noch diese ganzen Lernaufgaben- warum nur?

Ich dachte wirklich, dass ich bereit dafür bin und es jetzt wiiiiirklich verdient habe. Wieder eine Bruchlandung.

Ich stellte fest, dass das Loslassen jedoch ganz einfach war, wenn es sich falsch anfühlte.

Ich ging mit einem Lächeln, konnte nett sein und ohne jeden Groll. Im Auto bekam ich einmal einen Lachanfall, weil es sich so gut anfühlte.

Er war nicht Mr.Right, aber ich hatte gelernt Grenzen zu setzen, wusste, es hat mehr mit ihm als mit mir zu tun und ich drehte mich nicht einmal um.

Das war ein gutes Gefühl. Ich hatte gelernt, dass ich nichts tun muss, damit er bleibt.

Meinen schönen, sauberen und glänzenden Marmorboden, den ich mir erschaffen hatte, durfte niemand mehr mit seinen schmutzigen, schlammigen Gummistiefeln betreten.

Ich wusste noch nicht ganz was ich will, aber immerhin sortierte ich gleich alles aus, was ich nicht wollte. Auch das ist eine Ressource.

Wann ist es der richtige Zeitpunkt, den Kindern davon zu erzählen?

Da gibt es sicher verschiedene Auffassungen.

Die einen, die sich auf einem Spielplatz verabreden und so tun, als wäre er ein guter Freund.

Die, die ewig warten und sich erst richtig, richtig sicher sein wollen.

Und die, die denken wie ich. Ich werde nicht ewig warten. Meine Kinder dürfen gern sehen, wenn ich glücklich bin, denn auch wenn es komisch für sie ist, nichts anderes wünschen sie mir.

Irgendwann steht er da, lächelt dich an, ist aufmerksam und kann dir alles geben, was du insgeheim so vermisst hast.

Du wirst dich sehr wohl in seiner Nähe fühlen, ihr werdet stundenlang über Gott und die Welt reden können.

Er wird dir den Kopf verdrehen und du stellst verblüfft fest, dass deine Mauern nicht nötig sind, denn er ist nicht gekommen, um dich zu verletzen.

Er wird dich mit diesem liebevollen Blick anschauen und auch wenn du ganz du selbst bist, ist ihm das genug.

Wenn alles Kaputtdenken keinen Spass macht, weil sich fallen lassen viel schöner anfühlt.

Dann weisst du, dass du bereit bist.

Warum Alleinerziehendsein oft kacke ist

Es gibt viele Vorteile, keine Frage.

Viele Facetten feiere ich und es hat ein bisschen was von „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“

Heute las ich bei einer Frau, dass sie diese Woche alleinerziehend sei, weil ihr Mann im Ausland ist.

Eine Woche! Wow!

Sie lobte sich dafür, wie gut sie den heutigen Tag gemeistert hat, obwohl so viel zu tun war.

Das sind Momente, in denen ich diese Wut spüre und in den Wald zum Schreien gehen möchte.

Wer verheiratet ist, ist nicht alleinerziehend, nur, weil der Mann für eine Woche nicht da ist. Er kommt wieder!

Sie sind sicher trotzdem im Kontakt.

Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, lässt er sicher alles stehen und liegen und ist da.

Er verdient trotzdem Geld! Für die Familie.

Er steht ihr sicher trotzdem mit Rat und Tat zur Seite, sollte sie das wünschen!

Eine Woche!

Von meiner Seite gibt’s da nur ein müdes Lächeln.

Alleinerziehend sein- WIRKLICH alleinerziehend sein bedeutet nämlich, dass da kein 2. Lohn ist, wenns mal brenzlig wird. Wenn das Auto kaputt ist und die Reperatur teuer.

Wenn die Nebenkostenabrechnung dich schockiert und die Kinder wieder größere Kleidung brauchen, neue Sportschuhe, oder ins Schullandheim gehen.

Es heisst, dass ich die Kinder ins Training fahre UND beide auch wieder abhole.

Im besten Fall gibt es eine Fahrgemeinschaft, wie bei meinem Zwerg. Einer hin- einer zurück.

Im schlimmsten Fall stemmt man beide Fahrten, weil kein anderes Kind in dieser Richtung wohnt.

Alleinerziehend sein heisst, dass du dich um die ganze Wäsche, um die Spülmaschine, das Betten beziehen, Staub wischen, Fenster putzen, Saugen, Wischen, Klo putzen, Bad putzen, Kleiderschränke aussortieren, aufräumen, Tisch decken, kochen alleine kümmerst.

Im besten Fall hast du größere Kinder, die mit anpacken können. Im schlimmsten Fall haben sie darauf wenig Lust und du musst bis zum Tatendrang auch noch Diskussionen führen und in ein genervtes Gesicht schauen.

Alleine Einkaufen, immer. Auch die Kleinigkeiten zwischendurch. Und das schlimmste- den ganzen Einkauf schleppen, eventuell in den 1., 2., oder 3.Stock.

Im besten Fall kannst du wie ich daheim anrufen und die Kinder stehen auf dem Stellplatz bereit zum Helfen.

Im schlimmsten Fall hast du nicht nur den Einkauf zum Schleppen, sondern auch noch ein Baby im Tragetuch, oder ein Kleinkind hinter dir herziehend, das weint, weil es getragen werden will, müde ist, oder jede Stufe einzeln nimmt, während dir fast die Arme abreissen.

Alleinerziehend heisst, ein Kind wecken zu müssen, um das andere abzuholen.

Es heisst, wenn ein Kind krank ist, musst du zu Hause bleiben. Da ist keiner, mit dem du ausdiskutieren kannst, wer diesmal daheim bleibt.

Alleinerziehend heisst- auch ein krankes Kind mitzerren zu müssen- egal ob Fieber oder nicht, um einzukaufen, wenn der Kühlschrank komplett leer ist. Oder das Geschwisterkind  irgendwo hinzubringen, oder abzuholen.

Alleinerziehend heisst, aushalten zu müssen, wenn man ein krankes Kind mit Ruhebedürfnis hat und eins, das topfit ist, nicht ausgelastet und dringend an die frische Luft müsste.

Alleinerziehend heisst, dein Kind/ deine Kinder jeden verdammten Abend ins Bett zu bringen und teilweise ewige Einschlafbegleitungen leisten zu können.

Da ist keiner, mit dem du dich abwechseln kannst, falls du müde bist, wütend, oder krank vor Sorge. Jeden Tag aufs Neue.

Alleinerziehend heisst- dass du besonders in Augenschein genommen wirst. Dass du doppelt so hart arbeitest, weil du keinen Stempel haben willst und nicht in diese eine Schublade gesteckt werden willst.

Es heisst, ALLE Entscheidungen triffst du alleine. Auch die, von denen du nicht weisst, ob sie die richtigen sind. Alles lastet auf dir. Du kannst dich mit Freundinnen beraten und austausche- aber es ist nicht das gleiche.

Im besten Fall ist da ein Ex- Partner, der gleichgültig ist und dich walten lässt. Im schlimmsten Fall ist da einer, der dir bei jeder Gelegenheit das Leben schwer macht und anderer Meinung ist- einfach, um dich zu ärgern.

Alleinerziehend sein heisst, dass du definitiv nicht genug Urlaub hast, um alle Kitaschliesstage, oder Ferien auffangen zu können.

Im besten Fall hast du größere Kinder und sie können alleine bleiben. Im schlimmsten Fall passen die Zeiten der Ferienbetreuung so gar nicht zu deinen Arbeitszeiten, oder du kannst dir diese nicht leisten.

Alleinerziehend heisst, die ganze Wut des Tages abzubekommen und aushalten zu müssen.

Alleinerziehend sein mit mehr als einem Kind bedeutet oft, dass man keinem gerecht werden kann. Dass einer immer zu kurz kommt. Im schlimmsten Fall bist du es selber.

Alleinerziehend sein heisst, dass du nicht zum Weihnachtsessen mit den Kollegen gehen kannst, denn auch abends, wenn Schlafenszeit ist, kannst du deine Kinder nicht alleine lassen.

Alleinerziehend sein heisst, dass du Sorgen, Kummer und Nöte mit dir selber ausmachen musst.

Im besten Fall hast du tolle Freunde, oder Familie, die dich unterstützen. Im schlimmsten Fall nichts davon und auch keine regelmäßigen Umgangswochenenden beim Papa.

Es heisst, dass du getrennt bist. Dass deine Lebensblase geplatzt ist. Im besten Fall habt ihr wieder zu einem Miteinander gefunden und er ist bemüht.

Im schlimmsten Fall powert er zusätzlich gegen dich, schleppt dich ständig vor Gericht und du hast auch noch Angst, dein Kind an ihn zu verlieren.

Alleinerziehend sein heisst, dass du nie Ausschlafen kannst. Ausser du hast Teenagerkinder, die selber lang schlafen.

Alleinerziehend sein heisst, tagsüber selten oder gar nicht zu sitzen, weil einfach so unheimlich viel zu tun ist.

Es heisst jeden Tag die Vesperdose richten zu müssen. Ich hasse es so sehr.

Sicher gibt es viele schöne Dinge am Alleinerziehendsein.

Vieles ist aber auch einfach nur so, dass man es nicht schön reden kann.

Ps: wenn dein Mann für eine Woche nicht da ist, bitte nenne dich nicht alleinerziehend.

Was lernst du gerade, was du noch nicht kannst?

Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch.

Noch dazu geb ich nicht gern die Kontrolle ab.

Ich mag meinen roten Faden, der mich durch den Tag bringt, Unvorhergesehenes mag ich nicht.

Bisher war ich überzeugt davon, dass mein großer Sohn meine größte Lernaufgabe im Leben ist. Wenn seine und meine Wut aufeinanderprallten, wird es explosiv.

Wir wollen beide gern rechthaben, und sind Dickschädel, wenn es darum geht, den anderen von unserer Meinung zu überzeugen.

Er drückt nur wenige Knöpfe, aber damit löst er eine Lawine aus.

Wir sind laut, es werden Türen geknallt und es geht heiß her.

Wir beide können besser selber reden als zuhören und haben ein großes Mitteilungsbedürfnis.

Wir sind beide schnell auf 180 und ebenso schnell wieder unten, das ist echt anstrengend für den jeweils anderen.

Durch ihn lerne ich mich bei meinem Kind zu entschuldigen, wenn ich einen Fehler gemacht habe.

Ich lerne, trotz stur sein und gern recht zu haben, dass man sich Fehler eingestehen muss.

Ich lerne, auf ihn zuzugehen und den ersten Schritt zu machen.

„Es tut mir leid“, sagen fällt mir immer noch schwer, ohne ein „aber“ hinterherzuschieben.

Ich lerne, dass ich als Erwachsene die komplette Stimmung daheim beeinflusse. Ich allein habe im Griff, ob es eskaliert, oder harmonisch bleibt, ganz ungeachtet der Stimmung meiner Kinder.

Es ist eine wahnsinns Macht, die ich feststelle und immer öfter genieße ich dieses Gefühl so mächtig zu sein.

Wieder ein Tag, an dem ich eine herausfordernde Situation so viel besser gemeistert habe, als noch früher.

An manchen Tagen gelingt es mir so gut, dass ich abends staune und mich selber beglückwünschen muss:

„Wow, das hast du heut echt gut gelöst.“

„Wow, das war genau das, was dieses Kind heute so gebraucht hat. Du hast es richtig erkannt!“

„Wow, wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass du mal so einen Lösungsansatz findest und schau, wie gut es sich anfühlt!“

Es ist mein Job, den Draht zu meinem fast- Teenager nicht zu verlieren, auch wenn die imaginäre Nabelschnur echt lang geworden ist.

Es tut gut, sein wahres Bedürfnis hinter seiner Wut zu erkennen und nicht nur darauf zu vertrauen, was er mir zeigt.

Wir können immer besser miteinander reden, er vertraut mir immer noch wichtige Dinge an, ist ehrlich, wenn er Mist gebaut hat und wir haben einen guten Draht zueinander.

Es ist so viel harmonischer zwischen uns und ich denke er schätzt meine Bemühungen und die Arbeit an mir selbst.

Mein kleiner Sohn ist sooo anders als wir zwei, was der andere gern zum Anlaß nimmt, um es als negativ auszulegen.

Aber nein!

Seine Sanftheit, Verschlossenheit, sein großes Herz und sein Gerechtigkeitssinn sind so, so wichtig für mich.

Wenn ich ihn mit meinem Plumpsein überrolle, tut ihm das weh und er kann das deutlich sagen.

Bei ihm muss ich alles stehen und liegen lassen, alles beenden, was ich gerade im Begriff war zu tun und ganz klar ihn als Priorität setzen.

Ich muss auch weich und sanft werden, zu ihm liegen und kuscheln, egal wie lang die to-do- Liste ist.

Mit ihm lerne ich mehr im Moment zu sein und nicht wieder 10 Schritte weiter.

Ich lerne, dass mit ihm Beyblade spielen und auf dem Boden sitzen viel, viel wichtiger ist, als der Zustand der Küche.

Wo ich doch mehr ne „Macherin“ bin als ne Stillsitzerin.

Wo ich doch gern so viel abarbeite.

Jetzt lerne ich, dass Beyblade spielen die wiiiiirklich wichtigen Dinge sind. Nicht nur für ihn, auch für mich.

Ihm genügt 0-8-15 nicht, für ihn muss ich kreativ werden. Nur Anweisungen geben funktioniert bei diesem Kind nicht. Denn er hält meinem Blick stand und schreit mir entgegen:

„Und was ist wenn nicht!?!“

Ja, was eigentlich? Mist!

Ich muss mich selber hinterfragen und Dinge anders angehen.

Für ihn muss ich mir richtig Zeit nehmen. Denn wenn ich ihn unter Druck setze, sitzt er tobend am Boden, verschränkt seine Arme, setzt den Todesblick auf und dann komm ich gar nicht mehr an ihn ran.

Er ist mein „Wenn du es eilig hast, gehe langsam.“

Nicht umsonst habe ich genau diese zwei Kinder, die nicht unterschiedlicher sein könnten und mich so unterschiedlich brauchen und herausfordern.

Challenge accepted- aber scheiße ist das viel Arbeit!

Bald ein Teenager im Haus

In wenigen Wochen wird mein großer Sohn ein Teenager.

13 Jahre bin ich schon Mama, 8 davon alleinerziehend.

Er ist meine größte Herausforderung gewesen die letzten Jahre.

Nichts und niemand konnte mich so schnell auf 180 bringen wie er.

Wir haben viel diskutiert, uns gestritten und angebrüllt.

Es flogen Türen, böse Wörter und Beleidigungen.

Ich schätze inzwischen diese kleine, große Persönlichkeit sehr. Mit all seinen Ecken und Kanten.

Ich liebe sein Wesen, was für ein Mensch er ist und bin so gespannt, was noch kommt.

Ich freue mich so sehr auf die Teenagerjahre, bin bereit dazu, alles anzunehmen und dankbar zu sein.

Laut Jesper Juul erntet man in der Pubertät die Früchte unseres Umganges mit dem Kind bis dahin.

Streit hin oder her, aber ich kann stolz behaupten, dass wir immer in Verbindung zueinander waren, dass ich nie aufgehört habe Gespräche zu beginnen und mit ihm zu suchen, um herauszufinden, worum es ihm geht und was ihm wichtig ist.

Ich kenne ihn so gut wie keinen anderen Menschen.

Ich erwische ihn bei seinen Flunkereien, kann jeden Blick deuten und weiß sofort, was Sache ist.

Manchmal ist er empört und fasziniert zugleich, wie ich DAS jetzt schon wieder bemerkt habe.

Wir hatten schon immer eine enge Beziehung zueinander. Haben abends viel geredet, wenn sein Bruder schon geschlafen hat.

Besonders im Bezug auf seinen Vater haben wir viel philosophiert, abgewägt und ich habe viele offene Fragen beantworten müssen.

Ich liebe die Veränderung, die ich von Monat zu Monat sehe.

Wie habe ich es verflucht, dass er immer so früh wach ist! Egal wie spät es ins Bett ging, er war immer gleich früh wach.

Wie viel Kraft haben mich die langen, kräftezehrenden Einschlafbegleitungen gekostet.

Nochmal kraulen, noch ne Fussmassage, Hand halten, nochmal die Geschichte von seiner Geburt erzählen und noch eine Seite mehr im Buch lesen.

Jedes „Ich hab Angst!“ Und jedes „Ich kann irgendwie nicht schlafen!“

Das „Aber lass die Tür nen Spalt offen“ und das “ Licht im Flur anlassen bitte“.

Wir haben alles hinter uns gelassen. Die Tür ist zu, das Licht im Flur nicht mehr nötig. Die Angst vor Einbrechern und Zombies hat er für sich in den Griff bekommen.

Was geblieben ist, ist die niemals fehlende Umarmung und zum Glück auch noch viele Gespräche. Inzwischen eher auf der Couch. Entweder er erzählt mir von seinen Freunden, oder will über etwas bestimmtes reden.

Manchmal heisst es auch:

„Wie und was und mit wem kann ich dir nicht erzählen, das geht nicht, ich habs versprochen niemanden zu erzählen.“

Und manchmal auch kurz:

„Also dann, ich geh ins Bett. Gute Nacht, hab dich lieb.“

Ganz selten fragt er:

„Bringst du mich noch ins Bett, so bisschen zudecken und 1 min kuscheln?“

Manchmal geniesse ich die Zeit bei ihm und dann wirft er mich raus, weil er zum Telefonieren verabredet ist.

Ich mag jeden seiner Freunde sehr und sie sind hier immer willkommen, jederzeit.

Das geniesst er glaube ich sehr. Ich mache immer alles möglich, dass Sie sich treffen können, hier übernachten, oder wir fragen, ob einer davon mit zum Schwimmen will. Freunde sind wichtig!

Uns bleiben noch ein paar Jahre bis er auszieht, mehr als die Hälfte ist gewiss um.

Der Gedanke macht mich wahnsinnig, wenn auch die Selbständigkeit das oberste Ziel der Erziehung ist.

Mich fasziniert, wie gut er für sich einstehen kann, wie er seine Grenzen behauptet und ganz klar weiß was er will und was nicht.

Und wenn ich anderer Meinung bin, kann ich mich auf den Kopf stellen, er weiß, was ihm wichtig ist und warum.

Ich liebe diese Nachrichten, wenn er was von mir will. Wie er argumentiert und wie toll er sich ausdrückt.

Er weiß ganz genau, wann er es ansprechen kann und wie er es anstellen muss, damit ich zumindest sage:

„Puh. Ich kann dir jetzt nicht die Antwort geben, die du dir erhoffst. Aber ich verspreche darüber nachzudenken, wir reden an Tag × nochmal drüber!“

Ich liebe es, dass er freiwillig und selbständig duscht.

Nach all den Tränen, dem Gebrüll.

Bis vor wenigen Jahren wurde immer noch diskutiert:

„Aber ohne Kopf!“ Und wenn mit Kopf, „dann aber ohne Seife“.

Alles vorbei, alles im Wandel.

Ich lerne loszulassen. Die imaginäre Nabelschnur wird länger und länger.

Ich freue mich auf unseren letzten Lebensabschnitt zusammen unter einem Dach.

„Alte Bekannte!“

Sarah Zöllner hat wieder eine Blogparade zu oben genanntem Thema eröffnet und sofort habe ich etwas damit verbunden.

Danke liebe Sarah und here I am…

https://mutter-und-sohn.blog/2023/12/09/blogparade-alte-bekannte/

Es ist gute 7 Jahre her, aber das Gefühl ist noch präsent und prägend.

Ich inmitten eines riesen Gefühlschaos, einer Berg und Talfahrt, frisch getrennt, mit viel bösen Blut und schlechter bis gar keiner Kommunikation.

Frisch eingezogen in der kleinen Wohnung, raus aus dem 2 Jahre alten Einfamilienhaus.

Ganz alleine mit zwei Kindern, damals 5 und 1 Jahr alt.

Meine damalige Freundin war eine große Stütze und erklärte sich bereit mit mir und den Kindern ins Haus zu gehen. Wir wollten weitere Dinge wie Kinderkleidung  abholen.

Ich konnte mir nicht vorstellen mit ihm alleine zu sein und fürchtete mich vor all dem, was gefühlstechnisch in der kurzen Zeit auf mich zukommen konnte.

Oben spielte er mit den Kindern.

Unten saßen die Freundin und ich auf dem Boden, sortierten Kleidung und zogen alle Schubladen auf, um zu schauen, was meins und was seins war.

Sie war wild am Machen, schmiss alles unsortiert in eine der Taschen.

Ich eher in mich gekehrt, tottraurig, hob immer wieder die kleinen Mützchen, Hosen und Bodys hoch und fragte mich:

„Wie konnte ich nur an diesen Punkt kommen!?“

Sie hob alles Mögliche hoch, fragte bei Unsicherheiten:

„Was ist damit?“

„Deins?“ 

„Willst du das mitnehmen?“

Ich sah im Augenwinkel, wie sie eine Uhr in unsere Tasche legte, die definitiv ganz klar als Männeruhr kenntlich war.

Die Sitizen Uhr vom Duty Free Flug nach Thailand.

Er kaufte damals diese Uhr, ich teures Parfum.

Ich sagte ihr, dass diese Uhr ihm gehöre und ihre Antwort war folgende:

„Hör auf zu spinnen! Die liegt hier rum und natürlich nimmst du sie mit. Du kannst sie verkaufen. Hör mir auf mit Moral und Anstand, überleg mal lieber, wie der dich behandelt hat!“

Ein müdes Lächeln meinerseits und die Uhr landete in der Tasche.

Wir lebten schon lange in unserer kleinen Wohnung und ich hatte die Uhr nie mehr gefunden.

Schon beim Auspacken damals fiel auf, dass die Uhr nicht dabei war.

Wir haben hin und herüberlegt. Wir konnten es uns nicht erklären.

Jahre später wollte ich mit meinen Jungs schwimmen gehen, es war schon die Zeit, in der Plastiktüten verpönt waren und ich hatte Mühe eine für die nassen Sachen danach zu finden.

Ich hatte eine Tüte gefunden, ganz hinten in einer Ecke des Küchenschrankes. In dieser Tüte waren noch mehr Tüten und in einer davon war einzeln eingerollt die Uhr von damals.

Ich starrte darauf und bekam einen Lachanfall. Ich schrie vor Freude und Erleichterung und konnte nicht aufhören zu lachen.

Diese Uhr zeigte mir Jahre später, wie viel weiter ich war als damals. Ich war wieder glücklich.

Die Jungs und ich waren ein gutes Team und fühlten uns in der Wohnung wohl.

Uns ging es finanziell soweit gut, ich hatte einen Job uns es reichte uns für Urlaube, ein Eis zwischendrin und mal ins Kino gehen.

Ich brauchte die Uhr jetzt nicht mehr. Zumindest war jetzt klar, dass ich sie nicht verkaufe, sondern sie einen ganz anderen Wert für mich hat.

Sie steht für Entwicklung.

Für:

„Die Zeit heilt keine Wunden, aber das Gefühl dazu verändert sich.“

Gründe, warum ich das Alleinerziehendsein feiere!

…und jahaaaa, das heisst nicht, dass ich ALLES daran feiere. Klar bin ich auch mal verzweifelt, mir wächst alles über den Kopf und ich wünschte, ich könnte mir die Verantwortung manchmal teilen.

Verheiratet, oder in einer Beziehung sein bringt, das allerdings nicht zwangsläufig mit sich.

Also feiere ich die Freiheit, die Spontanität und die Flexibilität.  Ich muss mit niemanden verhandeln und keinen mitziehen, der keine Lust hat.

Weder muss ich meine Beine rasieren und wenn, dann nur, weil ich es will.

Ich muss für niemanden kochen, ausser mich und meine Kinder…nur, worauf wir Lust haben. Und wenn ich keine Lust habe, gibt’s Kellogs. Keinen stört es hier.

Wenn die Kinder im Bett sind, kann ich einfach früh ins Bett. Da ist keiner, der noch nen Film mit mir schauen will. Meist war ich schon BIS zur Entscheidung welcher es sein soll komplett im Eimer. 

Ich war immer so zerrissen zwischen unendlicher Müdigkeit und „aber ihm muss ich ja auch irgendwie gerecht werden“.

Ich kann mich mit all dem beschäftigen, was mich interessiert und mir wichtig ist:

Die Sterne, Podcast, Hörbücher, Schreiben,  mich für meine Weiterbildungsprüfung vorbereiten, Persönlichkeitsentwicklung, Human design, Freundschaften pflegen, journaling, Politik.

Keiner, der sich lustig macht, über den Humbug schimpft und kein Stillstand.

Ich mach einfach mein Ding, esse 22 Uhr Rührei mit Tomaten, mit nem Hörbuch im Ohr und muss nicht teilen.

Abends ist Ruhe! Ich hab den ganzen Tag geredet.

5:20 Uhr beginnt mein Tag! Ich rede viel bei der Arbeit im Krankenhaus und danach gehen Diskussionen und Gespräche daheim weiter.

Abends ist einfach alles still- das ist so wertvoll. Unschlagbar!

Ich kann Geld ausgeben wofür ich will, ich muss mich nicht rechtfertigen.

Ich war noch nie so sehr ich selbst, habe Zeit mich zu reflektieren und Schattenthemen anzugehen. Keiner stört mich dabei.

Ich kann einfach weinen, wenn mir danach ist.

Ich kann den Tag selber gestalten, so wie es mir passt und wie ich es will.

Ich muss nur meinen Kindern hinterherräumen, das ist ok. Aber es liegen keine Männerkleider überall in der Wohnung verteilt.

Jeder meiner Freunde in der Vergangenheit war sehr unordentlich und jeder hatte ne Schmuddelecke, oder hat alles auf dem Fußboden verteilt.

Nö! Einfach nö! Das will ich nicht mehr!

Nur Sex haben, wenn man es auch wirklich will,- entweder man lässt es zu, oder hat eben ein schlechtes Gewissen, weil es schon Wochen her ist.

Man kann jederzeit gemütliche Unterwäsche anziehen, die nicht männertauglich ist. Hässlich, aber so bequem.

Ich kenne meine Kinder so verdammt gut, weil unser Team klein ist und wir so viel Zeit zusammen verbringen. Ich bin Gesprächspartner Nr 1. Das ist schön.

Daheim gehen fettige Haare schon mal, ohne sich mies zu fühlen.

Das Gefühl ein Superheld zu sein, weil man so viel schafft!

Das allerbeste daran ist jedoch, dass sich daraus so tolle Situationen ergeben:

In den Ferien waren meine Kinder so oft mit im Pflegeheim, lernten Krankheiten wie Demenz und den Tod kennen.

Wenn ich den Großen 22 uhr von der Schuldisko hole, ist der Zwerg im Schlafanzug, in eine dicke Decke eingewickelt und ich trage ihn huckepack zum Auto. Es ist stockdunkel und wir staunen über den schönen Mond.

Mit Baby bei der Lymphdrainage, inklusive einer Stillrunde.

Blutspenden mit 1 jährigem auf dem Bauch, kein Problem.

Gestern war ich mit Kind bei der Elternbeiratssitzung. Meine alleinerziehende Freundin und Nachbarin hatte ihren Sohn auch mit dabei. Sie bekamen den Nebenraum, konnten dort essen und spielen. Manchmal hörten wir sie lachen. Die zwei hatten Spaß, es war was Besonderes.

So was kommt mit Mann zu Hause nicht vor. Klar wäre das Kind dann daheim geblieben.

Ich feiere, wie kreativ ich immer wieder sein musste und was sich daraus ergeben hat.

Alleinerziehend, 2 Schulkinder und ich

So gern denke ich an die Kindergartenzeit zurück, als ich meine Kleinkinder abgeholt habe und wir entspannt direkt zum Spielplatz geschlendert sind.

Ich sehne mich so sehr danach!

Mit meinem ersten Schulkind war auch alles gut machbar. Er war schnell fertig mit den Hausaufgaben und es war immer noch genug Zeit fürs Freibad, oder eine andere Unternehmung an der frischen Luft.

Mit einem Kind in der weiterführenden Schule und einem in der Grundschule, ja, da sieht die Welt wieder etwas anders aus.

Gerade ist es sehr deutlich und es schlägt mir knallhart ins Gesicht:

Der größte Teil unserer gemeinsamen Zeit dreht sich um das Thema Schule. Ich habe Wut in mir, weil sie so viel Platz einnimmt und man nie Ruhe vor ihr hat.

Ein richtiger Spielverderber ist diese Schule. Ich kann sie echt nicht leiden, immer weniger. Diese Erkenntnis tut weh, denn ich werde mich noch lange mit ihr herumplagen müssen.

Morgens trudeln schon die Nachrichten aufs Handy, wer die kranke Klassenlehrerin vertritt.

Ich checke die Nachrichten in beiden Schulapps, damit ich nichts verpasse, verwechsle. Das passiert, wenn alles zu viel wird.

Mir ist wichtig, dass jeder alle nötigen Unterlagen und Bücher dabei hat. Ich schaue, ob der Hausschlüssel im Ranzen ist, weil der Große als erstes nach Hause kommt. Ich überprüfe in der App, ob ich dem Zwerg auch ja Mittagessen bestellt habe und was es gibt, damit ich ihn informieren kann.

Ich bitte ihn, dass er Gas gibt in der Hausaufgabenbetreuung, denn heute habe ich Weiterbildung und komme erst viel später nach Hause als sonst.

Ich informiere ihn und die Betreuung, dass er heute laufen soll und dass sein Bruder zu Hause wartet.

Ich komme fast zu spät, denn ich muss ganz schnell noch eine Überweisung bei meinem Hausarzt abholen, anders geht es nicht.

Aufgrund einer Baustelle bin ich gehetzt und gestresst.

Ich schaue auf die Uhr, es ist Mittag. Der Große müsste gleich zu Hause sein. Ich sehe auf dem Handy eine Sprachnachricht von ihm und ärgere mich, dass ich sie nicht hören kann. Ich hoffe, dass es unwichtig ist und bei ihm alles gut.

Ich schaue wieder auf die Uhr. Der Zwerg müsste jetzt losgelaufen sein. Hoffentlich kommt er gut an, denn ich bin weit weg von zu Hause.

Ich werde nervös. In der Pause frage ich den Großen, ob sein Bruder inzwischen daheim sei. Ewig nichts, dann ein simples „Ja“. Aufatmen.

Der Dozent überzieht. Er will nur noch 5 min Aufmerksamkeit. Ich bin in Gedanken schon daheim und kann mich nicht mehr konzentrieren. Ich rutsche ungeduldig hin und her. Ich hab so viel zu tun und es ist schon so spät!

Ich parke auf dem Stellplatz und mein Sohn klopft schon winkend ans Fenster zur Begrüßung.

Ich öffne die Tür und beide überrumpelt mich. Jeder möchte alles so schnell wie möglich loswerden. Ich habe Kopfschmerzen und freue mich dennoch, denn wir haben uns so viele Stunden nicht gesehen. Der eine will erstmal Eis essen.

Währenddessen sagt er mir, dass er noch einen Teil der Hausaufgaben machen muss. Ich schaue auf die Uhr. 17 Uhr.

Er will, dass ich mich neben ihn setze und seinen Rücken schnell reibe, bis die Stelle ganz warm wird. So gebe ich ihm sonst Energie. Aber heute ist mir nicht danach.

Er legt seinen Kopf auf dem Tisch ab und bewegt sich nicht mehr.

Er will danach Fernseh kucken, sonst macht er gar nichts. Das kommt für mich nicht in Frage.

Er fängt an zu schreien, ob ich eigentlich wüsste, wie anstrengend sein Tag war, denn er musste seine Mensakarte suchen. Alles platzte aus ihm raus.

Ich sagte, dass ich ihn so gut verstehe. Schule sei total anstrengend, das habe ich heute selbst gemerkt. Obwohl man nur sitzt, ist es sogar noch anstrengender als Arbeiten sagte ich. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Wir drückten uns. Und wir taten uns leid.

Er musste noch ca 10 Wörter schreiben. Nichts passierte.

„Ich hab Hunger!“

Oh Gott, auf Kochen hatte ich so gar keine Lust und das Brot war 2 Tage alt, nicht sehr verlockend.

Wir einigten uns auf 2 Packungen Dinonuggets. Gott sei Dank! Zu mehr war ich auch nicht in der Lage.

Als er einfach nicht beginnen wollte, spürte ich die Wut. Ich legte mich auf die Couch und schloss für ein paar Minuten die Augen.

Ich hörte ihn, wie er dem Nachbarsjungen unseren Kater durchs Fenster zeigte und sie lachten.

Als er mich zu sich rief, hatte er alle Wörter fehlerfrei geschrieben. Wir packten endlich zusammen. 18 Uhr.

Der Große kam zum Essen und klagte, dass er so viele Hausaufgaben auf hätte. Gemacht hatte er noch nichts. Er gab mir die Termine der ersten Arbeiten durch und ich spüre Druck!

Von allen Seiten nur Druck. Wie soll ich das alles schaffen? Motivieren, Strukturieren, Vokabeln abfragen. Aussprache korrigieren. Üben.

Dem Zwerg fiel dann ein, dass sie in Englisch ein Gedicht auswendig lernen und vortragen müssen. Zum Glück kennt er es schon vom Bruder, denn der hatte vor 4 Jahren die gleiche Lehrerin in dem Fach. Wir üben kurz, aber er macht es schon sehr gut. 19 Uhr.

Ich erinnere ans Ranzen packen. Und sehne mich nach meinem Bett. Nach Ruhe. Heute hat er nicht laut vorgelesen und es gibt keine Unterschrift dafür. Das 1×1 sollten wir eigentlich noch wiederholen, den 6×7 und 4×8 sitzt noch nicht.

So viel zu tun. Aber ich bin nur einer. Der Tag war gefüllt. Die Waschmaschine läuft. Die Spülmaschine wird erst morgen ausgeräumt, obwohl das schmutzige Geschirr sich schon wieder stapelt. Ich liege. Und schreibe mir das von der Seele.

Schule- du und ich, wir werden keine Freunde mehr. Du machst dich ganz schön wichtig und bist sehr arrogant. Alles dreht sich ( fast) nur um dich. Und du nervst!

„Früher hat man noch gekämpft, heute trennt man sich gleich“

Gestern wurde eine Patienten eingeliefert, die ich gut aus dem Seniorenheim kannte, in dem ich vor Jahren gearbeitet habe.

Tatsächlich habe ich sie nie vergessen, denn mit ihr hatte ich mal ein langes Gespräch über Trennungen und Scheidungen.

Sie war empört, dass ich geschieden bin und sagte, sie verstehe so etwas nicht. Sie habe so einen guten Mann gehabt. Sicher, auch da hätte es mal Streit gegeben, aber dann habe man sich halt wieder zusammengerissen.

Trennung sei nie eine Option gewesen.

Sie fand, dass die Leute es sich heutzutage viel zu leicht machen und kaum käme die erste Krise, trenne man sich. Heute kämpfe doch keiner mehr.

Ich erinnere mich noch, wie verletzend das in dem Moment für mich klang, denn ich kann nicht behaupten, dass ich nicht gekämpft habe.

Ich versuchte mich selbst zu trösten, in dem ich mir sagte:

es ist eine andere Generation.

Die Zeiten haben sich geändert, so wie Menschen sich im Laufe einer Beziehung auch ändern können.

Ich weiß von meinem Ex- Mann, dass sein Opa mit der Faust auf den Tisch haute, wenn die Suppe nicht heiß war und seine Oma stand sofort auf und ging mit ihr zum Aufwärmen.

Ja, so schafft man die goldene Hochzeit problemlos.

Was hatte sie aber für eine Wahl?!?

Ich kenne „gut laufende“ Beziehungen, von denen ich weiß, dass er regelmäßig in den Puff geht. Wäre die Ehe so glücklich, wenn sie davon wüßte?

Egal ob die Frau geschlagen und gedemütigt wurde, der Mann die Hälfte der Woche betrunken war, er jedem Rockzipfel hinterhergeschaut hat und egal, ob er sich wo anders holte, was sie ihm nicht geben konnte.

Sie blieb.

Egal, ob er sie die Treppe runterdonnerte und egal, wie oft sie weinend wach lag, während er schon lang schlief.

Egal, ob es einverständlich war, wenn ihn die Lust überkam, sie hatte herzuhalten und ließ es über sich ergehen.

Sie blieb.

Ja, es ist traurig, daß es so viele Trennungen gibt, so viele zerrüttete Familien. Kinder, die Papa nur am Wochenende sehen, Patchwork und das alles. Ja, das gab es früher alles nicht.

Aber war man deswegen früher glücklicher in Beziehungen? Ich bezweifle es!

Ja, heute gehen viele Ehen auseinander.

Was aber auch bedeutet, daß nur die zusammen sind, die es wirklich wollen.

( im Normalfall!)

Heutzutage haben Frauen mehr Möglichkeiten. Man muss nicht mehr bei einem Mann bleiben, der einen wie Dreck behandelt, missbraucht, ob psychisch oder körperlich.

Und ja, manchmal gehen Ehen auch „nur“ deswegen auseinander, weil man sich in verschiedene Richtungen entwickelt, nicht miteinander reden kann und irgendwann feststellt, dass man sich nichts mehr zu sagen hat.

Ich glaube absolut an die Liebe!

Ich finde es großartig, wenn Paare um ihre Beziehung kämpfen. Weil es zwar Probleme gibt, aber sie sich lieben!

Im besten Fall gehen sie zur Therapie und holen sich Hilfe.

Für die alte Generation muss es hart sein.

Sie sind aber meist nicht reflektiert genug, um zu erkennen, wie die Dinge waren.

Es reicht nicht mehr zu sagen, wie viele Jahre man verheiratet ist. Das sagt rein gar nichts über die Ehe aus.